Nach mehrmaligen Service, ausbauen und wieder einbauen, war die Ankerwinsch dann doch kaputt. Das Getreibe hat nur noch gerumpelt, wenn der Motor lief. Da mussten meine Gäste die Ankerkette mit dem Bizeps raufkurbeln.
Nun hab ich eine neue Winsch gekauft und nach Griechenland mitgebracht. Fast am letzten Tag im Hafen in Limni finde ich einen Mechaniker der Erfahrung mit dem Einbau hat und am Mittag schon auf dem Schiff ist und die alte Winsch abmontiert. Säm, vom Segelschiff "Flying Lobster" freut sich über den 12 Volt Motor, der ist ja noch gut im Schuss.
Neue dicke Batteriekabel werden an den starken Motor angeschlossen und das Relais verkabelt. Beim Probelauf ist es noch falsch rum, rauf statt runter.
Zum grossen Glück sind die Befestigungsschrauben exakt an den selben Stellen wie beim alten Motor, Kettendurchlass durchs Deck auch. Oh Wunder, denn die Winschen sind nicht vom selben Hersteller!!! oder doch?? So mussten keine neuen Löcher gebohrt werden.
Nun konnten die beiden Teil zusammen geschraubt werden, der Motor unten im Schiff und die Winsch oben an Deck.
Abends um 20 Uhr war die Arbeit beendet, der Anker an die Kette anschlossen.
Der Schutzheilige der Seefahrer bleibt nun vorne im Schiff und schaut, dass die Ankerwisch immer zuverlässig läuft und läuft .......
Wie bin ich froh, ein grösseres Projekt abgeschlossen, das hätte ich selber nicht machen können, kann kein Strom-Schema lesen und hab auch keine Presszange und dicke Batteriekabel an Bord. Da hat Lefteris einen guten Job gemacht, immer mit der Ruhe, siga, siga ...
Sonntagsausflug. Am Sonntagmittag fahren die Griechen in ihr Lieblingsrestaurant und verbringen dort den ganzen Nachmittag mit essen und trinken und zusammensein. Der Tradition schliesse ich mich an, ich schwinge mich aufs Brompton und fahre der Küstenstrasse entlang Richtung Kloster Galataki. Nach 3 km komme ich an einen Siedlung, die liegt an einem kleinen Tobel mit einem Bach, der glasklar bis zum Meer über die Steine sprudelt. Hier gibts eine Taverne und auch ein grössere Kapelle. An der Taverne komme ich nicht vorbei, es gibt feine, gegrillte Kalamari, Spinat, Salat und natürlich Weisswein.
Danach gehts nochmals 4 km weiter, bergauf und ab, musste das Velo oft schieben. Fantasievolle griechischen Leitplanten gab es auch an gefährlichen Stellen. Der Blick über den Berghang raus aufs Meer, wo die Windböen mit dem Wasser spielen ist eindrücklich. Nach vielen Kurven bin ich beim Kloster angekommen, die Pforte war verschlossen, aber der heilige Nikolaus, Schutzpatron der Seefahrer hat mich begrüsst. Der Rückweg war genau so anstrengend, denn, wo er vorher runter ging geht es jetzt berg......!
Die Ruhe und die abwechslungsreiche Landschaft mit den vielen Blumen hat die Anstrengung belohnt.
Heute gehts endlich ins Wasser mit der Serenità. Sie glänzt wie neu. Früh am Morgen um 8 Uhr, wenn es noch windstill ist, wird das Schiff zum Strand gezogen. Dort wird ein langer Ausleger zwischen Trailer und Bagger montiert. Dann gehts weiter ins Meer hinein, bis das Schiff schaukelt. Nun noch den Motor starten und die Vorleinen lösen und schon schwimmt das Schiff runter vom Hänger.
Kalo taxidhi! Gute Reise!
Ungewohnt für mich, wie sich das Schiff plötzlich bewegt, nach langer Zeit auf dem harten Boden. Bald aber verbindet sich das Innere mit den Elementen, man wird eins mit dem Schiff und seinen Bewegungen und Geräuschen.
Der erste Abend am Ankerplatz. Posaidon passt auf.
Darauf habe ich schon lange gewartet und nun ist sie auf dem Schiff. Eine Chromstahlkette von Ketten-Wälder.
Obwohl erst 5 Jahre alt, ist die verzinkte Kette aus Mailand ein kleiner Rosthaufen. Man könnte, wenn man wollte die Kette neu verzinken, dann sieht sie für einige Zeit wieder besser aus. Aber mein Traum war ein Chromstahlkette die mir das Vorschiff nicht immer rostig macht.
Ketten-Wälder ist nur 20 Km von Christine und Rosenheim entfernt und zufällig habe ich die Firma in Bad-Endorf gesehen. Gehört habe ich schon viel davon, es sind die besten Ketten. Zuverlässig, alle Glieder kontrolliert. Nix aus China oder der Türkei.
Peter Roth, Yachtbau, hat mir die Kontakte geknöpft, als Schweizer musste ich die Kette via Prag, Tschechische Republik, kaufen. Das war sogar viel günstiger als direkt beim Hersteller in Bayern.
Das habe ich schon im Dezember eingefädelt, im April hab ich dann in Bad-Endorf angerufen und die Kette zu "meinem" Spediteur Eberl schicken lassen.
Erstmal bin ich erschrocken, eine so grosse Schachtel, da sind ja 500 Meter Kette drin, doch die Schachtel war fast leer, so haben wir bei Eberl, die stabile Schachtel mit vielen anderen Sachen aufgefüllt.
8 mm dick, 70 Meter lang und 98 kg schwer ist sie, Bruchlast 3'200 kg.
Ab jetzt macht das Ankern noch mehr Freude.
Die Serenità ist schon etwas in die Jahre gekommen und braucht immer wieder eine Auffrischung. Dieses Jahr muss ich den Gasherd austauschen, das ist dringend nötig, ich will ja nicht plötzlich in die Luft fliegen, hab dem alten nicht mehr vertraut. So wurde ein neuer Herd aus Italien bestellt und direkt nach Limni geliefert.
Für viele andere Sachen, habe ich einen Spediteur in Deutschland gesucht, am Liebsten in Rosenheim. Das war als Privatperson in Rosenheim nicht möglich, aber mit der Firma Eberl in Nussdorf habe ich einen tollen, perfekten Transporteur gefunden. Mit Vanessa als Ansprechpartnerin wars ganz unkompliziert.
Zu Eberl hab ich vieles liefern lassen: Die Rettungsinsel und Notsignale aus Schleswig, ein Batterieladegerät aus München, eine Chromstahlkette aus Bad-Endorf und eine neue Batterie aus Raubling bei Rosenheim. Die Batterie ist "Gefahrengut" die haben Christine und ich selber zu Eberl gebracht, die durfte nicht eingelagert werden, sondern musste direkt auf den LKW. Zusätzlich habe ich noch viele Kleinigkeiten abgegeben, Vorhänge, Wasserfilter, .... usw. Nun war alles in guten Händen, die Sendung konnte spediert werden. Lieferzeit ca. 10 Arbeitstage. Pünktlich am 24. April ist der Spediteur bei der Werft vorgefahren und die schwere Sendung konnte vor dem Schiff abgeladen werden. Toll, wenn alles so reibungslos funktioniert.
Als erstes musste nun der reparierte Wassertank ins Schiff, damit die Bodenbretter wieder platziert werden konnten. Dank der Mithilfe von Säm und Eelco war diese knifflige Massarbeit aber in einer Stunde geschafft. Nun musste nur noch die alten Sachen runter vom Schiff und die neuen rauf. Dank den Grossschotumlenkrollen war das rauf und runter relativ einfach.
Nach einem entspannten, abwechslungsreichen Winter am Bodensee bin ich den Zugvögeln entgegen, nach Süden geflogen. Um 22. Uhr lande ich in Athen, mit der U-Bahn gehts dann in die Stadt, bis zur Station Monastiraki, mitten im Zentrum. Da gibts viele Hotels im Quartier Psiri. Ich finde das Hotel Evripides, es liegt zentral und hat eine Terrasse on top. Da gibt es am Morgen ein tolles Frühstück und herrliche Sicht über Athen, von der Akropolis bis nach Piräus.
Einen Tag verbringe ich in der Stadt, schlendere rund um die Akropolis, vorbei am Fischmarkt, zum Syntagma Platz mit dem Parlament, durch den National Garten mit dem vielen Palmen, am Akropolis Museum vorbei zurück zum Monastiraki Platz und wieder eintauchen in die Altstadt. Viel Zeit verbringe ich am Antiquitätenmarkt, kann nicht wiederstehen dies und das zu kaufen. Beim Juwelier aus Austria entdecke ich ein kleine Ikone, im Kloster Agios Anna handgemalt und beim Trödler kann ich einem Weihrauchgefäss nicht wiederstehen. Da und dort gibts einen Kaffee und ein Glas Wein, der Tag ist schnell vorbei.
Das Segelerjahr 2022 geht zu Ende, es waren viel tolle Seglertage, viele Tage mit Sturm und Tage mit Herausforderungen. Nicht immer hat alles funktioniert auf der Serenità, der Wassertank hat ein Leck, die Ankerwinsch ist defekt, die Toilette hat ein Leck und der Gasherd ist nicht mehr save. Vieles was es zu organisieren gibt über die dunklen Wintertage.
Heute Montag hat sich der Südwind beruhigt, die Wellen sind verschwunden, so kann die Serenità am Strand von Limni ausgewassert werden. Ich muss nahe ans Ufer fahren, und dort auf eine Laffette welche mit einem Trax ins Wasser geschoben wurde. Da wird das Schiff mit keinem fixiert und mit Leinen gesichert. Dann zieht der Bagger das Schiff aus dem Wasser. An Land wird das Schiff auf Stahlstützen abgesenkt und ist so sehr gut für den Winter platziert.
Nun kann ich mit dem Ausbauen des lecken Wassertanks beginnen. Eelco und Sami helfen mit, es ist Massarbeit, der Tank passt haargenau zum Niedergang raus. Zum Glück hatte ich gute Helfer die den Tank dann auch sofort zum Schweissen wegbrachten.
Nun ist Baustelle auf dem Schiff. Aber schon bald ist ja auch mein Rückflug in die Schweiz. Nur noch den Motor einwintern und das Schiff mit der Plane zudecken.
Es ist sehr ruhig auf der Werft, kaum ein Segler ist noch hier. Ich hoffe die Serenità kommt gut durch die Winterzeit. Ich werde die Zeit in der Schweiz vor dem Kachelofen geniessen und neue Pläne schmieden.
Zum Abschied schäumt das Meer nochmals am Pier von Limni, so leicht soll ich wohl die Gewalten der Natur nicht vergessen.
Hier in Chalkis ist das Nadelöhr zwischen der Insel Euböa und dem Festland, nur ca 30 Meter trennen die beiden Ufer. Das Meerwasser strömt wie ein Fluss unter der Brücke durch, es fliesst 6 Stunden nach Norden, dann wieder 6 Stunden südwärts, das ist einmalig auf der Welt. Wieso das so ist, wussten die alten Griechen nicht, sogar Aristoteles hat sich den Kopf darüber zerbrochen und ist dann einfach reingesprungen. Heute weiss man, dass es mit den Strömungen des Meeres zusammen hängt.
Wir nutzten die Wartezeit im Hafen bis die Brücke mitten in der Nacht öffnet und waschen die Segel, die Leinen, das Dinghi und den Aussenborder. Am Abend verlässt uns Dominique, er fährt mit dem Zug nach Athen. Jürg und ich ankern vor der Brücke und warten bis wir von der Küstenwache aufgerufen werden und die Ampel an der Brücke auf grün umstellt. Dann gehts im Krabbelwasser durch die schmale Passage. Wir fahren weiter durch die mondlose Nacht, bis Limni, wo wir um 03.45 Uhr im kleinen Hafen ankommen.
Limni ist eines der schönsten Dörfer von Euböa, es hat eine schöne Promende einen Dorfplatz unter der grossen Platane mit vielen blauen Stühlen und Tischen und Tavernen wo Ouzo, Wein und Essen, auch leckeren Oktopus, serviert wird. Wegen dem aufkommenden Südwind ist das Auswassern der Serenità nicht möglich, so geniessen Jürg und ich die beiden regnerischen Tage im Hafen, Abend gehts in die gemütliche, alte Dorfbeiz zum Essen. Für Jürg endet hier der aufregende Segeltörn, er nimmt den Bus und Zug zurück nach Athen.
Heute kanns weiter gehen, nordwärts, gemäss Windprognose solls nur noch im Süden von Tinos stürmisch sein, weiter nordwärts soll der Wind abflauen. Mal sehen. Wir legen früh am Morgen ab, gestärkt mit Kaffee und Müesli.
Noch im Hafenbecken setzten wir das Grosssegel, ein Reff machen wir rein, der Wind pfeifft jetzt schon durch die Wanten und Segel. Draussen vor der Küste dreht es so richtig auf, nun gibts keine Möglichkeit mehr, noch ein Reff rein zu machen, es bläst zu stark, vielleicht würden die Segel reissen. So gehts am Limit mit der Segellast durch die Wellen und die Böen. Wir wechseln uns ab beim Steuern, geniessen die salzige Gischt im Gesicht und freuen uns, wenn aus der Küche ein saftiges Sandwiche gereicht wird und mit einem Mythos spülen wir das Salzwasser die Kehle runter. Der Wind begleitet uns bis in den Norden von Tinos, in der Meerenge zwischen Tinos und Andros, dreht der Wind sogar nochmals auf. Jetzt haben wir zwei Reff im Grosssegel. In der Spitze messen wir über 40 Knoten Wind.
Nun sehen wir schon die Insel Euböa, der Wind dreht, so können wir sogar den Genacker setzen. Wir müssen der Küstenwache ausweichen, die suchen einen Fischer der ertrunken ist. Ein Helikopter kreist immer wieder über uns.
Wir wollen zur kleinen Insel Megalonisos, die liegt im Süden vom Euböa-Kanal. Für die letzten Meilen brauchen wir den Motor und kommen bei Sonnenuntergang am Ankerplatz an. Das war ein langer, anstrengender Tag, über 50 Meilen.
Am nächsten Morgen ist der Wind weg, wir starten die Maschine und motoren zwischen Euböa und dem Festland nordwärts, plötzlich begleiten uns einige Delfine, sie springen vor dem Schiff und tauchen unter uns durch, ein tolles, seltenes Erlebnis.
Am Nachmittag fahren wir unter Autobahnbrücke durch und bald danach erreichen wir Chalkis. Da finden wir einen Liegeplatz im Hafen. Leider öffnet die Brücke, welche an der schmalsten Stelle Euböa und das Festland verbindet heute Donnerstag nicht, es ist schon Winterbetrieb. So haben wir einen Tag Zeit im Hafen die Segel und Leinen zu waschen und die Serenità auf den Winter vorzubereiten.
Der stehte Nordwind hat etwas nachgelassen, good by Syros, wir reffen die Segel und segeln hart am Wind nach Nordost, rüber zur Insel Tinos. Die Serenità läuft wunderbar, Tinos ist nur 13 Meilen von Syros entfernt, doch ganz so kurz und einfach ist die Überquerung dann doch nicht. Es gibt Strömungen zwischen den beiden Insel, wir steuern durch Kreuzseen und drehende Winde, wir müssen sogar Aufkreuzen. Dann vor Tinos rauschen die Fallwinde den Bergrücken herunter, der Wind dreht auf bis 33 Knoten. Erst im Hafen können wir das Grosssegel bergen, da ist es etwas ruhiger. Wir können am Pier ankern und mit den Festmacherleinen hilft uns ein Hafenmitarbeiter. Der Anleger schmeckt heute besonders, es war ein herrlicher Segeltag mit kräftigem Wind, die Serenità hat uns sicher nach Tinos gebraucht. Die Wolken am Abendhimmel verheissen nichts Gutes für den naächsten Tag.
Wir machen einen Hafentag, da der Wind nochmals zugelegt hat. So haben wir Zeit die Stadt kennen zu lernen. Tinos ist bekannt als Walfahrtsort, die Wunderkirche steht am Ende der langen breiten Strasse. Hierher pilgern die ortodoxen Griechen, überall gibts Kerzen und Ikonen zu kaufen. Am rechten Strassenrand gibts einen endlos langen Teppich, der ist da, damit die Pilger keine Löcher an den Knien bekommen.
In einer Taverne lernen wir ein deutsches Paar kennen, welches hierher ausgewandert ist. Sie erzählen, dass sich das Leben in Tinos nach dem Wind richtet, nur wenns nicht stürmt, kann man wandern gehen, im Garten oder am Haus arbeiten. Das Auto muss auch so parkiert werden, dass die Türe beim Öffnen nicht abgerissen wird. Ja Tinos liegt mitten in der Ägäis, da bläst im Sommer der Meltemi, dieses Jahr 60 Tage ohne Pause und im Herbst der Nordwind.
Draussen auf dem Meer stürmts, besser wir segeln die nächsten zwei Tage nicht, vorallem nicht nordwärts. So mieten wir uns in der Stadt ein Auto und kurven über die Berge an schöne Strände und zu kleinen Ortschaften.
Wir entdecken den kleinen Hafen von Finikas und die tolle Badebucht von Kini. Wir geniessen die beiden Tage mit Schwimmen und einer Inselrundfahrt, fein Essen, Einkaufen und für einen Spaziergang durch die Altstadt von Ermoupoli. Syros ist eine karge Insel, der Wind peischt über die Berghänge, nur in den vielen Buchten und Tälern ist es grün, da wachsen Tamarisken und Olivenbäume. Es soll die schönste Insel sein, aber wer weiss vielleicht ....
Wir sind ja im Urlaub, gesegelt wird dann wieder, wenn der Wind etwas nachlässt. Es gibt so viele schöne Ecken, Gassen und Winkel zu entdecken in der Stadt Ermoupoli, die Stadt war früher vermögend, die breite Promenade vor dem Rathaus zeugt davon und auch die vielen Herrschaftshäuser. Was auffällt, die Stadt ist sehr sauber, die Menschen hier sind achtsam mit dem Abfall und sind auch stolz drauf, es ist ihnen bewusst, dass es hier viel sauberer ist als anderswo.
Der Blick von der Altstadt über die Stadt aufs weite Meer bleibt uns noch lange in Erinnerung. Zum Glück hat uns Aeolus zu zwei Tagen verweilen auf der Insel Syros gezwungen.
Eine lange Nacht wars in Mykonos, Jürg feierte mit uns seinen Geburtstag. Die ansonsten überfüllten Gassen waren leer. Mykonos schläft schon. Die Kreuzfahrtschiffe ankern vor dem Städtchen.
Sobald wir die Hafengebühren von 12 Euro beim Hafenmeister bezahlen konnten, legen wir ab. Wir haben den Segen des Hafenmeisters, er meint, heute gehts noch um nach Syros zu segeln, ab Morgen ist für zwei Tage Sturm.
Also Leinen los und Genua ein Stück ausgerollt. Wind und Wellen schieben uns an Tinos vorbei Richtung Syros, wir haben fast zwei Meter Wellen, ab und zu Kreuzseen, da wird die Serenità mächtig durchgeschüttelt. Diese entstehen wegen den Strömungen südlich von Tinos. Nach 22 Meilen segeln rein in das grosse Hafenbecken von Emporio, der Hauptstadt von Syros. Schon von Weitem sieht man die beiden Kirchen, die auf den zwei Hügeln trohnen.
Wir legen uns an den Stadtpeer, bald kommt der Hafenmeister vorbei, er meint mich zu kennen, ich war ja schon ein paar mal hier. Er rät uns, da wir wegen dem Starkwind zwei Tage nicht auslaufen werden, die Serenita in den alten Yachthafen zu verlegen, da es im Hafenbecken zu starken Schwell geben wird. So bleiben wir bis am nächsten Mittag. Es ist Ochi-Tag, ein Feiertag, weil die Griechen zur Kapitulationsanfrage von Mussolini Nein gesagt haben. Mit Musik und Umzug wird auf dem Dorfplatz gefeiert und danach gibts leckeres Mittagessen in der Hafentaverne. Dann verlegen wir die Serenità in den alten Yachthafen, hier liegen wir hinter zwei Wellenbrechern geschützt und Gratis ist der Platz auch, es gibt auch kein Wasser und Strom. Es ist sicher hier, aber sehr verlottert.
Die Sonne scheint schon früh über die flache Insel Levita, nach dem zweitenKaffee legen wir ab, es sind ca. 31 Meilen zur Insel Donousa, die westlich von uns liegt. Der Wind kommt uns wieder auf die Nase und wir kreuzen auf, es macht Freude so unterwegs zu sein, wir wechseln uns ab beim Steuern. Mit der Kreuzerei brauchen wir bis kurz vor Sonnenuntergang bis wir in eine tiefe Bucht im Nordosten der Insel einlaufen und dort ankern. Es gibt Thunfisch zum Znacht, mmmh. Die Abende sind immer gesellig, wir Pokern und die Stimmung wäre noch besser, wenn das Bier nicht bald zu Neige gehen würde und ich einmal ein gutes Blatt hätte.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne ins Cockpit und wir lassen uns von der goldenen Strahlen wärmen. Heute scheint es bis Naxos nicht so weit zu sein, doch der Wind fordert uns wieder heraus, an der Nordspitze von Naxos, flaut der Wind ab und wir starten den Diesel, wir sind in ein anderes Windsystem reingesegelt.
Naxos ist eine kleine Stadt, eine Festung überragt den Hafen und die vielen Häuser unterhalb der Burg lassen nur schmale Gassen frei. Wir lassen uns Zeit mit der Besichtigung der alten Stadt und entdecken einen speziellen Laden, wo wir Käse, Oliven und getrocknete Früchte einkaufen. Das Angebot ist riesig, Körbe, Gewürze, Küchengeräte und vieles mehr.
Am späteren Morgen legen wir ab, es sind ja nur 20 Meilen bis Mykonos, Wind hats auch nicht gemäss Prognose.
Doch mit dem Wind haben wir uns getäuscht, er weht uns direkt von Norden entgegen, wieder aufkreuzen und damit wir nicht im Dunkeln ankommen, müssen wir die letzten 9 Meilen motoren. Gegen den Wind und die Wellen in der Passage zwischen Mykonos und der Insel Delos. Wir (der Volvo-Penta) schaffts kurz vor Sonnenuntergang in die Marina von Mykonos. Der Seajet ist besser motorisiert, der fliegt fast übers Meer.
Wir haben was grösseres geplant, wir werden 300 Meilen nach Nordwesten durch die Ägäis segeln bis rauf in den nördlichen Teil der Insel Euböa.
Jürg und Dominique kommen nach Kos, die Serenità liegt im Mandraki Hafen, der liegt mitten in der Stadt. Der Wetterbericht hat starken Nordostwind angesagt, so bleiben wir zwei Tage hier. So haben wir Zeit die Altstadt und die Ruinen der Griechen und Römer zu besichtigen. Wir bestaunen die riesige Platane unter welcher Hypoktates seine Schüler unterrichtet hat, gönnen uns eine grosse Portion Gyros und ein eiskaltes Mythos.
Am nächsten Tag mieten wir ein Auto und besichtigen die heissen Quellen am Ufer, schwimmen im Meer und geniessen die Sonne. Weiter gehts mit dem Auto in die Berge von Kos, immer wieder haben wir einen herrlichen Blick aufs Meer, rüber an die türkische Küste. Lecker Mittagessen gibts dort oben im Dorf Zia.
Nach der Fahrt durch die Berge und Wälder gehts runter an die Küstenstrasse, dort im Supermarkt kaufen wir die Regale leer, wir bunkern für die nächsten paar Tage, nur die Berechnung des Bierkonsums hat nicht gestimmt.
Endlich am 22. Oktober legen wir in Kos ab, setzen die Segel. Der Nordwind bläst, wir segeln zur Südseite von Kalimnos, dort in der grossen Bucht setzen wir den Anker.
Am nächsten Tag kreuzen wir gegen den Nordostwind zur Insel Levitha, es sind fast 30 Meilen wir sind den ganzen Tag unterwegs, kurz vor Sonnenuntergang machen wir an einer Boje fest. Ein Fischerboot kommt auch in die geschützte Bucht, wir winken den Fischern, sie legen sich neben uns und wir kaufen einen riesigen Bonito, der hat sicher 4 Kilo, das gibt Thunfisch für die nächsten Tage.
Wind und Wetter werden uns noch herausfordern, doch Abends, finden wir immer Zeit zum Kochen und fein Essen, entweder griechisch in der Taverne oder aus der Bordküche.
Es klappt mit den Flügen von Linda und Fabio sie kommen nach Samos und zurück gehts von Kos, am 11. Oktober treffen die beiden in Samos ein. Ich zeige ihnen die schönen Einkaufsstrassen mit den bunten Souvenirs und das Monument von Pythagoras, viel Zeit haben wir nicht, denn der Wind steht günstig, wir wollen kurz nach Mittag ablegen. Rasch die Crewliste bei der Küstenwache ändern, Früchte und Gemüse einkaufen und schon legen wir ab.
Der erste Schlag ist nach Agathonisi, der Posaidon meint es gut mit uns, 18 Knoten, wir sind schon am späteren Nachmittag in einer ruhigen Ankerbucht.
Linda hat schon viel Segelerfahrung, für Fabio ist alles neu, doch er macht sich gut, ist interessiert und steuert sogar ab und zu.
Wir haben es gut, der Nordwind bringt uns von Insel zu Insel, Arki als nächstes und dann nach Lipsi. Dort bleiben wir zwei Tage, da der Wind zu stark weht. Wir mieten Motorroller und umkurven die Insel. Den beiden macht das mächtig Spass.
Die nächste Ankerbucht liegt im Südosten von Leros. Wir ankern am Strand und rudern ans Ufer. Ein langer Spaziergang rauf zu den Windmühlen und zur mächtigen Burg tut gut, nach dem vielen Sitzen auf dem Schiff.
Die Burg ist schon geschlossen, die Saison ist vorbei. Wir geniessen die Aussicht bis zur türkischen Küste und die Inseln des Dodekanes.
Von Leros segeln wir gemütlich südwärts nach Kalimnos, zuerst nach Vathi dann in die Stadt Kalimnos. Leider gibts keine Roller zu mieten, die Ausweise werden zu genau kontrolliert, so nehmen wir den Bus und fahren an die Westseite von Kalimnos, dort, im Mekka der Kletterer, gibts die tolle Sicht rüber zur Insel Telendos.
Nun sind die Segelferien der beiden Jungsters schon fast vorbei. Nur noch rüber nach Kos. Endlich auf dem letzten Schlag beisst doch noch ein Bonito an, Fabio hats immer wieder versucht, doch anbeissen wollten die Fische bis jetzt nicht.
Hier im alten Hafen von Kos, erkunden Linda und Fabio die Stadt und den Strand mit dem Velo. Der Koffer wird im letzten Moment gepackt! Wir hatten eine gute Zeit zusammen, haben viel gelacht, Karten gespielt und einfach die Zeit genossen.
Nun noch Diesel nachtanken für die Reise quer durch die Ägäis.
Nach der Besichtigung der Stadt Patmos, lichten wir am frühen Nachmittag den Anker und fahren zu einer Bucht die geschützt hinter einer Insel liegt. Wir ankern und sind ganz alleine. Nur ein Ziegenzüchter wohnt auf der Insel und zwei Tamariskenbäume stehen am Ufer. Wir sehen die Chora und das Johanniskloster von Patmos von der Rückseite. Vor uns sehen wir einen riesigen Monolith, der steht am Ende einer sandigen Landzunge. Da wollen wir raufklettern, wir hoffen, dass ein Pfad raufführt.
Am nächsten Morgen rudern wir mit dem Dinghi rüber ans Ufer von Patmos, die Yogamatten sind auch dabei. So halten wir uns fit und beweglich. Dann suchen wir den Zugang zu Aufstieg auf den mächtigen zerklüfteten Felsen. Durch die vielen Höhlen haben wir immer wieder einen anderen Blick aufs Wasser und Beach.
Mit kraxeln kommen wir oben an, die raue Fels ist griffig so besteht keine Absturzgefahr. Wir geniessen den Rundumblick von zu oberst.
Das war doch ein Erlebnis, nun kanns weiter gehen, zu nächsten Bucht von Patmos.
Mit dem immer stärkeren Südwind sind wir via Leros nach Patmos gesegelt. Nur das Grosssegel war gesetzt, doch das war genug, bei dem achterlichen Wind, Segler was willst du mehr, nordwärts mit dem Südwind.
So erreichen wir am Nachmittag die Insel Patmos und legen am Pier mit Anker und Heckleinen an.
Wir packen die Fahrräder aus, kurven dem Hafen entlang und erkunden den Stadtteil Skala der unten am Meer liegt. Im kleinen Zentrum gibts viele Touristen und natürlich die Shops mit den Klamotten, Christine sieht dies und das, doch gekauft wird nichts. Auch gut so.
Abendessen gibt's in einer Taverne in Skala, die Bedienung ist sehr freundlich in dem Familienbetrieb, trotz der vielen Touristen und full house.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus rauf zum Stadtteil Chora, die Fahrräder sind zusammengeklappt im Gepäckraum. Hier oben gehts zu Fuss durch die Gassen, es gibt so viel zu sehen, schmucke Herrschafts-häuser, 40 Kirchen und einige Klöster. Das berühmteste ist das Johnanneskloster, es wurde 1088 gebaut, mit den mächtigen Mauern aus dunkelroten Steinen trohnt es zuoberst auf dem Berg. Die Mauern sollen Schutz vor Piraten bieten. Wir sind überrascht wie viele schöne Plätze und Gassen und Klöster wir auf unserem Weg durch die Chora entdecken.
Durch die Hintertüre finden wir den Eingang zum Johanneskloster, eindrücklich die Ruhe im grossen Innenhof, die ehere düstere Kapelle mit den alten Fresken und Ikonen an den Wänden mahen seit über 1000 Jahren zu Andacht und Besinnung. Im Kloster leben immer noch Mönche die uns auf dem Rundgang begegnen.
Wir verlassen das Kloster und die Chora, finden unsere Fahrräder unten an der Strasse und sausen bergab. Auf halber Strecke zum Meer ist das Kloster der Apokalypse, hier hat der heilige Johannes im Jahre 95 in einer Felsengrotte seinem Schüler die Offenbahrung diktiert. Die Grotte ist heute in ein Kloster integriert, sie befindet sich im innern einer Kirche. Für die orthodoxen Griechen ist Patmos wegen der Grotte und dem Kloster des Johannes einer der wichtigsten Orte. Ich wünsche mir, dass diese Eindrücke von diesem Ort, das Spirituelle und die Schönheit noch lange in uns weilen.
Weiter gehts, der Nordwind hat sich beruhigt, wir segeln mit der Genua gemütlich von Lipsi an Leros vorbei nach Kalimnos. Schön, wenns mal beschaulich vorwärts geht, wir haben Zeit.
Unterwegs sammeln wir einige der grünen Plastiksäcke ein, die zu hunderten im Wasser treiben. Tierfuttersäcke.
Bis zur schmalen Bucht Vathy in Kalimnos sind es 21 Meilen, wir kommen am Nachmittag an, die Touristenschiffe aus Kos sind schon weg, es ist ruhig im Hafen. Wir schlendern durchs Dorf, sehen die vielen Naturschwämme die Kalimnos berühmt gemacht haben.
Auf dem Schiff gibts Hafenkino, wenn andere Segeler ihren Anker fallen lassen und umständlich hantieren. Doch plötzlich gibts Stress, ein Segler kommt schnell rückwärts direkt zwischen uns und meinen Nachbarn. Ich sprinte nach vorne, es gibt keinen Platz, ich kann nur noch Schreien, VORWÄRZ, das war knapp, nur Centimeter, der hatte wohl kurz einen riesen Blackout.
Am nächsten Morgen klettern wir den Berg hinauf, geniessen die Morgensonne über den Hafen, besuchen die Kapelle, deponieren unser Wünsche und ergänzen im Dorfladen unsere Gemüse- und Früchte-Vorräte.
Dann legen wir ab und umrunden auf der Südseite Kalimnos, bis wir am Ankerplatz zwischen Kalimnos und Telendos ankommen.
Der Nordwind hat uns bequem nach Lipsi segeln lassen, knifflig war nur das Anlegemanöver bei dem starken Seitenwind. Hier warten wir nun bis der Nordwind etwas schwächer wird. Die kleine, weiss gemalte Stadt mit ihren schmalen Gassen hat viele schmucke Ecken und oberhalb vom Hafen trohnt die Kirche mit den Doppeltürmen.
Am nächsten Morgen mieten wir uns Motorräder und starten zur Inselumrundung. Was gibts wohl alles zu sehen? Kapellen, Strände und viele Kurven, da macht das Fahren spass, wir sind auch fast alleine unterwegs.
Steil gehts runter zu einer kleinen Bucht mit Fischerbooten und der obligaten Kapelle. Danach halten wir an einem Sandstrand mit tiefblauem Wasser und da es genau 12 Uhr ist, gibts wie für den Schweizer üblich Mittagessen und ein halbes Kilo Weisswein, die Taverne ist ja nebenan und bietet herrliche Sicht aufs Meer.
Dann gehts weiter über die vielen Kuppen, vorbei an Olivenhainen und gepflügten, aber staubtrockenen Feldern.
Am nächsten Strand der wieder nur über Serpentinen erreichbar ist gibts, ein kühlendes Bad. Aus Natursteinen ausgebaute Wanderwege führen der Küste einlang, so kommen auch die Wanderer von Bucht zu Bucht.
Zurück in der Stadt erholen wir uns von der Fahrt bei Hafenwirt und geniessen das beschauliche Treiben am Hafen. Die Oktopus sind zu trockenen aufgehängt und runden das Bild vom griechischen Inselleben ab.
Christine ist für einige Wochen auf die Serenità gekommen, freut mich, dass wir wieder zusammen segeln und das Leben geniessen können. Wir haben Pytagorion verlassen und sind mit dem Südwind nach Maratokampo gesegelt. Hier haben wir die Fahrräder ausgepackt, die Gegend erkundet und den schönen mit flachen Steinen übersähten Strand genossen.
Nach zwei Tagen hat der Wind gedreht, es bläst am Morgen schon über den höchsten Berg von Samos runter. Die Böen sind ganz heftig. Wir geben Stefanos dem Segler mit den antiken Holzschiff aus Chios seine Fische zurück, er hat keinen Kühlschrank, viele dürfen wir behalten, wir haben sie gegen frische Feigen die wir auf der Fahrradtour gesammelt hatten getauscht.
Dann legen wir ab, wir segeln Richtung Südwest, vorbei an der zerklüfteten Insel Fourni und weiter nach Arki. Der Wind ist ganz kräftig, wir haben nur die gereffte Genua und rauschen mit 6 Knoten Fahrt nach Süden. In Arki sind die wenigen Plätze am Pier belegt. So gehts in die nächste Bucht zum Ankern. Nicht ganz einfach, die Bucht ist tief und am Ufer hat es viel Seegras, da hält der Anker schlecht. Doch nach dem zweiten Versuch fasst der Anker, auch bei dem starken Wind. Jetzt freuen wir uns auf die frischen Fische die uns Stefanos geschenkt hat.
Am nächsten Tag rudern wir an den Strand machen Yoga und marschieren nachher ins kleine Dorf. Wir richten Nikolas Grüsse von Jasmine aus, alle in der Taverne erinnern sich an sie und freuen sich über die Grüsse aus der Schweiz. Was das Smartphon alles möglich macht.
Am Abend essen wir in der Taverne bei der Ankerbucht, dort gibts den besten Oktopussalat. Der war vor drei Jahren schon lecker.
Am nächsten Morgen motoren wir die paar Meilen zur Nachbarinsel Marathi, dort können wir an einer Boje festmachen. Wie in jeder dieser Buchten ist auch hier das Wasser glasklar und karibikhellblau.
Auch Seebären müssen mal die Beine bewegen, so rudern wir ans Ufer und steigen auf den Ziegenpfaden den berg hinauf bis zur Kapelle und weiter bis zum Gipfel. Die Aussicht ist herrlich, unten schwimmt die Serenità und der Blick schweift rundum von Samos, Arki, Lipsi und im Westen Patmos. Die vielen kleinen unbewohnten Inseln sind Farbtupfer im blauen Meer. Was will man mehr............
Nach dem Abstieg gibts auf dem Schiff den Sundowner, dann gehts in die Taverne zu Pirates, auch ihm richten wir Grüsse aus der Schweiz aus.
Die Wetterprognose sagte für den Montag schwachen Wind voraus, erst gegen Abend gibts Nordwind, der uns nach Samos bringen wird. So entscheiden wir uns für einen Nachttörn, für den letzten grossen Schlag, rüber nach Samos. Es sind über 60 Meilen, das dauert wohl 12 Stunden.
Nach einem gemütlichen Spaziergang durch das Dorf Agia Ermioni, wo wir viele reife Feigen von den Bäumen pflücken und die letzten Vorbereitungen für die Nacht erledigen, legen wir am späten Nachmittag ab. Der Wind bläst schon kräftig, mit gerefften Segeln sind wir bei raumem Wind schnell unterwegs. Nach 19 Uhr wirds dunkel, die Lichter von den Ortschaften in Samos werden sichtbar, doch es dauert bis zum frühen Morgen bis wir noch im Dunkeln, in einer Bucht in Samos, vor Anker gehen und bis Tagesanbruch etwas Schlaf nachholen.
Zur Mittagszeit lichten wir den Anker und motoren die 6 Meilen nach Pytagorion. Hier endet unsere Reise, Arthur und Akke fliegen zurück nach München.
Es war eine abwechslungsreiche Zeit, wir hatten viel Wind, haben alle Tücken gemeistert und sind gut und glücklich in Samos angekommen.
Wer weiss, wo und wann wir uns wieder sehen, im Allgäu oder wieder auf der Serenità?
Wir mieten ein Auto und starten die Rundfahrt durch den Süden von Chios. Unser erster Stopp ist beim Kloster Nea Moni. Dieses Kloster liegt weit oberhalb der Stadt in den Bergen. Es wurde im Jahre 1045 erbaut und gehört zum Weltkulturerbe. Leider wurden viele der schönen Mosaiken von den Türken zerstört.
Es ist Sonntag, eine Ortodoxe Messe findet statt und wir horchen dem Gesang des Priesters. Nach der Zeremonie können wir die kürzlich renovierte Kirche besichtigen.
Weiter geht die Fahrt den Berg hinauf, bis wir in dem Bergdorf Avgonima ankommen. Wir schlendern zum Dorfplatz und lassen die Ruhe von diesem Ort auf uns wirken. Die Familie, welche die Taverne bewirtet, freut sich an den ersten Gästen, es ist Sonntag da werden noch viele Griechen kommen, das Lamm dreht sich schon am Spiess auf dem Grill.
Nun gehts runter ans Meer. Herrliche Buchten mit Sandstränden sehen wir, immer wieder die Genueser Wachtürme auf den Bergkuppen. Nach dem Baden und Mittagessen fahren wir nach Mesta. Dieser Ort ist wie eine Festung gebaut. Die Leute kultivieren hier seit hunderten von Jahren die Mastixbäume. Mastix ist das Harz dieser Bäume, welches zu Medizin und Kosmetik verarbeitet wird. Schon die Perser und die Römer haben Chios besetzt und das Mastixharz in ihre Heimatländer verschifft. Noch heute ist Mastix sehr begehrt und teuer. Es kann nur im Süden von Chios angebaut werden, da nur hier das Klima passend ist. Mastix ist das Kaugummi der Antike.
Es sind die drei Orte Mesta, Olympi und Pirgi, welche seit der Antike das Mastik handeln und veredeln. Alle drei Städtchen sind wie Festungen gebaut, damit die Piraten nicht eindringen und die Bewohner nicht illegal das Mastix schmuggeln konnten. Mesta hat uns beeindruckt mit den schmalen, kühlen Gassen, nur auf dem Dorfplatz war Platz für Geselligkeit. Die Häuser in Pirgi sind mit Kratzputz verziert, Muster in grau und weiss schmücken die Häuser.
Nun gehts zurück zum Schiff. Das war eine tolle Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft, durch schmucke Dörfer vorbei an traumhaften Stränden.
Noch eine Nacht vor der Disco wollen wir nicht erleben, darum laufen wir noch aus. Kurz bevor die Sonne untergeht ankern, wir vom Wind geschützt bei Agia Ermioni.
Der Wetterbericht hat Recht, ausserhalb der geschützten Bucht in Sigri bläst der Nordwind mit 30 Knoten. Wir segeln mit Raumwind und 7 Knoten Fahrt der Küste entlang zur Lagune Kallonis. Mal haben wir viel mal weniger Wind, je nach Beschaffenheit der gebirgigen Küste. Durch die Täler fegt der Wind immer stark.
Bald sehen wir die schmale Einfahrt zur Lagune. Tonnen begrenzen die Fahrrinne. Wir ankern vor dem kleinen Dorf Apothika, wir sind geschützt vor den Wellen, aber der Wind bläst auch hier ganz kräftig. Der Anker hält gut im Schlick, so gehts am später Nachmittag zur Taverne, die Fische, die Pommes und das Zaziki sind lecker.
Am nächsten Tag segeln wir weiter nach Plomari, wieder starker Wind, aber vor Plomari wirds so stürmisch, bis 40 Knoten peitschen die Wellen über die Serenità. Wir meistern den Sturm, jeder an Bord hilft mit, so bringen wir die Serenità sicher in den Hafen. Heute schmeckt der Campari besonders gut. In Plomari liegen wir ungemütlich, es schaukelt, die Festmacher knarren, das Schiff schlingert im Schwell. Wir besuchen die Ouzo-Destillerie und füllen die Hausbar wieder auf und abends essen wir unter der uralten Plantane im Dorfkern, es gibt Lamm aus dem Ofen.
Als der Meltemi nachlässt, verlassen wir die Insel Lesbos und segeln südwärts zur Insel Nisos Oinoussa. Der Wind hat nachgelassen, gemütliches Segeln, Arthur ruft zu Hause an, es sind alle glücklich, im regnerischen Allgäu und auch auf der Serenità. In Oinouzza besuchen wir das Schifffahrtsmuseum, reparieren den Teakrost vom Schiff, staunen und lauschen der hitzigen Diskussion der ehemaligen Kapitäne in der Taverne. Hier leben nur Seefahrer.
Am nächsten Tag segeln wir nach Langada auf Chios. Wir sind das einzige Schiff am Pier, kaum zu glauben, der Brexit? Die Briten sind wohl alle in der Türkei. Wir schlendern durchs Dorf, bis das Armband 6'000 Schritt anzeigt! Wir besuchen die ortodoxe Kirche, reich geschmückt mit Silber und Ikonen. Eine alte Frau gibt uns Feuer, damit wir unsere Kerze für eine gute Reise anzünden können. Sie erzählt sie uns lange von "ihrer" schmucken Kirche, wir verstehen kein Wort griechisch hören aber aufmerksam zu und hoffen sie lässt uns mit ihrem Segen weiterziehen.
Von hier geht's nach Chios Stadt, an die Partymeile, es ist laut, Strassenlärm und Disconacht.
Der Sommerurlaub in der Schweiz und Deutschland ist vorbei. Zurück auf dem Schiff freue ich mich die Reise zu den vielen wunderschönen griechischen Inseln. In den ersten zwei Wochen begleiten mich Arthur und Akke. Arthur hat Serenità Erfahrung, er ist das dritte Mal zu Besuch.
Wir starten in Mytilini, segeln der türkischen Küste entlang nordwärts bis wir drüben bei der Insel "Nisis Asproniso" wenden können. Hier liegen wir ruhig, das Wasser türkis blau und der "Anleger Drink" tief rot. Campari, klar doch. Akke, der erfahrene Segler und Smutje verwöhnt uns nicht nur an diesem Abend.
Nach dem Delikatess-Frühstück, legen wir ab und warten auf Wind, während wir nach Molyvos motoren. Es wird der einzige Tag sein, an dem wir keinen Wind haben. Nach 21 Meilen legen wir im kleinen Hafen, unterhalb der Stadt, mit der mächtigen Festung, die auf dem Hügel tront, an. Wir schlendern durch die steilen, schattigen Gassen, die ersten Souvenirs werden gekauft und wir schauen raus aufs Meer zum Horizont, dorthin wird es morgen weitergehen. Die vielen Fischrestaurants am Hafen locken uns, wir geniessen das Essen, den Wein und das Eis danach.
Nun gehts weiter nach Sigri, der Wind kommt wie vorhergesagt raumschots, segeln wir der Küste entlang, bis wir die Inseln vor Sigri sehen. Hinter dem Dorf, geschützt von den Inseln legen wir den Anker in den Sand. Wir waren schnell unterwegs, so bleibt uns noch Zeit, das Museum zu besuchen. Hier im Naturmuseum "Versteinerter Wald" erfahren wir von der Archäologie der Erde, von Vulkanen und Kontinentalverschiebungen. Eindrücklich sind die Baumstämme, die in der langen Zeit unter der Vulkanasche versteinert wurden.
Foça war mein nördlichster Ort in der Türkei. Das einstige und immer noch wunderschöne Fischerdorf liegt in einer verzweigten Bucht mit vorgelagerten Inseln. Ich hab eine Lücke am Pier gefunden und kann zwei Nächte bleiben, schön wieder mal vom Schiff zu steigen ohne zu rudern.
Der türkische Tourismus hat den Ort voll im Griff, doch die vielen Fischerboote gibts immer noch und die zahlreichen schattigen Gassen und Plätze strahlen eine zufriedene Ruhe aus. Nur bei den Eisverkäufern herrscht in der Nacht Gedränge, die Türken sind hier ganz scharf auf Eis, vielleicht ist es hier speziell fein. Viele prächtige Steinhäuser zeugen vom Reichtum der Stadt, sieht fast aus wie in Griechenland, vielleicht haben einst die Griechen diese Häuser gebaut. Ist ja noch nicht allzulange her, seit die letzten Griechen aus Kleinasien deportiert wurden.
Am Markt sieht des dann wieder ganz türkisch aus, Gemüse und Früchte in allen Sorten und Farben.
Beim Abendessen gebe ich meine letzten Lira aus, kann mich fast nicht entscheiden, wo ich mich setzen soll, so viele gemütliche Plätze, abseits vom Rummel am Fischerhafen finde ich ein nettes Restaurant, mehr Kellner als Gäste, aber noble Küche, konnte eine Runde durch die Küche drehen und alle Fische und Vorspeisen anschauen. mmmmh, echt lecker wars.
Nun gehts endgültig wieder nach Griechenland.
Mit dem Dolmus fuhren wir vom Strand zu der Tempelanlage von Didyma. Der am nördlichen Stadtrand von Didim gelegene Apollontempel ist in seinen Grundmauern gut erhalten, leider stehen nur noch wenige der ca. 20 Meter hohe Säulen, es waren einst 72 Stück. Mitten im Tempel von Apollon, dem Gott des Lichtes und der Weissagung sprudelte eine Orakelquelle. Dieser drittgrösste aller antiker Tempelbauten war ein berühmter Pilgerort.
Ich bestaunte die vielen Ornamente und die kunstvoll gemeisselten Medusenköpfe und geflügelten Drachen. Steinmetzkunst überall, am Tempel wurde 600 Jahre gebaut und er wurde nie fertig. Ich war beeindruckt von dieser grösse und der Archtiektur dieses Bauwerks das rundum mit Stufen zugänglich ist.
Ich hatte natürlich auch einige Fragen an das Orakel, es wird doch wohl immer noch weissagen, obwohl die Quelle 700 vor Chr, versiegt ist? Die Antworten behalte ich für mich.
In Bodrum kommt Andreas für ein paar Tage an Bord und wir segeln gemeinsam nordwärts. Es gibt neues zu entdecken, da auch ich diese Küste nicht kenne. Wir hatten meistens tollen Wind zum Segeln, so auch am zweiten Segeltag als wir die Bucht von Bodrum verliessen und bis Yalikava gesegelt sind. Dort hat der rote Vollmond übers Meer geleuchtet.
Am nächsten Tag sind wir bis Iassos gesegelt, ein verschlafener Ort, ein paar Fischerboote und Überreste aus hellenischer Zeit, die Halbinsel war schon vor dreitausend Jahren besiedelt. Wir essen leckern Fisch am Hafen, ganz simpel ein Tisch und Stühle auf der Mole und eine Bude die als Küche dient. Uns beiden schmecks, die Fische sind fangfrisch und die Pommes lecker.
Am nächsten Morgen kraxeln wir durch die Ruinen und dann segeln wir weiter im Golf von Güllük. Wir segeln mit der Nachmittagsbrise bis Altikum, das ist das Strandquartier von Didim. Hier bleiben wir vor Anker bis Andreas abreist, der Nordwind stoppt uns, so haben wir Zeit den grössten Apollontempel der Antike zu besuchen. Natürlich auch den Teppichhändler der dort seinen Handel treibt. Das war ein Schauspiel, knallhart hat Andreas den Seidenteppich auf 10 % vom Anfangspreis runtergehandelt. Mehmet hatte schon Tränen in den Augen und seine Geschäft ist nun wohl ruiniert! oder der Teppich war getürkt!
Von Bozburun nach Bodrum gibts einige wunderschöne Ankerplätze und mit Datca und Palamut auch zwei Ortschaften mit Mooringplätzen. Moderater Segelwind und tolles Wetter, Sandstrände und glasklares Wasser, was will man mehr. Auf einer kleinen Insel haben Christine und ich Kaninchen entdeckt, mit Füttern hats nicht geklappt, obwohl sie nicht scheu waren. Wir haben Kapernknospen gepflückt und in Salzlauge und Essig eingelegt, passt doch zu Champagner und .... In Knidos ankerten wir mitten in den Ruinen der Griechen und Römer, die Aphrodite ist uns leider nicht begegnet. Die Crew von der Olma hat auch vergeblich Ausschau nach der hübschen Griechin gehalten.
Von Knidos gehts weiter nach Bodrum, vorbei an Kos, Griechenland kommt immer näher.
Wer hat nicht schon von der "Blauen Reise" gehört? In der Türkei wird auf den hölzigen Seglern luxeriöse Ferien gemacht, von einer Bucht zur nächsten. Seit einigen Jahren buchen aber die Amis und Europäer fast keine Reisen mehr auf den Gülets, der Sultan hat sie vergrault. Doch für die Türken ist Urlaub auf den grossen Schiffen immer noch sehr beliebt.
Vor allem in Bozburun werden diese Schiff gebaut, sie sind circa 20 Meter lang und fast 100 Tonnen schwer und jedes sieht anders aus, ich vermute es gibt keine Pläne beim Bauen, und es dauert meistens ein paar Jahre bis eine Gület fertig ist.
Nun wollten wir so ein schönes Schiff mal von innen sehen. Am Pier in Bozburn haben wir gefragt und Serhat hat uns auf sein Schiff eingeladen. Er war der Besitzer und hat uns das ganze Schiff gezeigt. Die hölzernen Kajüten und den Salon. Nicht alles ganz so edel, viel Holz wie auf einer Alphütte!!
Auf die Frage: Wieso die Gülets die Segel nie setzen, sagt Serhat, die Schiffe sind zu schwer, da kommt man nie ans Ziel. Also immer den Motor mit seinen 400 PS an und möglichst bei ruhiger See zum nächsten Ankerplatz.
Mit Stolz erzählt uns Serhat vom Bau seiner neuen Gület 24 Meter lang die bald fertig wird. Hoffen wir, er hat viele Gäste, die diese Investition tragbar macht, denn Gülets gibts hier eine neben der andern, kein Platz mehr am Betonpier. Toll, das wir so ein türkisches Kreuzfahrtschiff besichtigen durften und uns mit dem Bootsmann und dem Kapitän unterhalten konnten. Die Aussicht über den Bug ist einmalig, bei der Hitze erinnert sie nicht an Titanic.
Eine Tagesreise von Marmaris entfernt, liegen zwei wunderschöne Buchten. Da können wir unmöglich vorbei segeln. Wir ankern in Serce Limani mit Heckleinen am Ufer. Das glasklare Wasser lädt zum Schwimmen ein, es ist heiss, eine Abkühlung tut gut. Am Ufer hat,s eine gekachelte Terrasse, wohl von einem ehemaligen, illegalen Restaurant. Hier machen wir Yoga und anschliessend, kraxle ich den Berg hoch, freunde mich mit einer schwarzen Ziege an, die begleitet mich zum Dinghi und möchte am Liebsten einsteigen. Ich rudere zur Serenità und die Ziege folgt mir über die grossen Steine am Ufer. Das war aber ein spezielles Erlebnis! Sogar vom Nachbarschiff ist die Eignerin zu uns geschwommen und hat gefragt, wieso die Ziege mir gefolgt ist.
Am Mittag legen wir ab und nach zwei Stunden segeln, legen wir beim Restaurant "Loryma Beach" in der Bucht Bozukkale an. Hier bleiben wir zwei Tage, geniessen das Nichtstun, die Liegestühle und die kurzen Wanderungen durch die karge Landschaft.
Das grosse, langwierige Projekt, "Polster ersetzen" hat letztes Jahr begonnen. Ich habe in Marmaris, wo es sicher sechzehn Polsterer gibt, meinen Wunschstoffbezug bei Melih bestellt und im Voraus bezahlt.
Daraus wurde aber nichts, keine Lieferung während der Zeit in der ich in Marmaris war. Lieferkettenproblem.
Also Geld zurück, der Stoff ist dann doch eingetroffen, als ich schon weg war und es war die selbe Farbe aber ein anderes Muster. Das mir sogar besser gefallen hat.
Ein Jahr später, 16. April, ich besuche Melih und schau mir den Stoff an, er hat ihn immer noch am Lager. Wir feilschen um den Preis, Salon weiss und Kabinen in dem besagt petrolfarbigen Stoff. Super Preis, 1'320 Euro, inklusive vieler, kleiner Extrawünsche.
Also alte schwedische Poster raus und ab auf dem Sperrmühl.
Der weisse Stoff ist schnell bestellt und geliefert, aber jetzt geht nichts mehr vorwärts. Melih ist bekannt für gute Arbeit, aber berüchtigt, dass die Termine nicht eingehalten werden. Ein Türke hat mir erzählt, dass er schon sechs Monate auf die Polster wartet. Jeden Tag bin ich dort und jeden Tag lügt mich Melih an, immer verspricht er, dass übermorgen alles fertig ist, hab graue Haare gekriegt in den vier Wochen!
Plötzlich sind die Rückenpolster fertig, ich schöpfe schon Hoffnung, dass es jetzt vorwärts geht, doch das war nur ein Strohfeuer, aber wenigstens kann ich die Lehnen wieder anschrauben.
Doch erst am 24. Mai kommt Hassan aufs Schiff und macht neue Schablonen. Melih traut den Plastikschablonen vom letzten Jahr nicht mehr.
Dann gehts aber vorwärts, zu dritt wird geschnitten und genäht, ein Tag später, am Mittwoch 25. Mai ist alles fertig und wird zum Schiff geliefert. Alles passt wie angegossen, sieht auch toll aus, etwas heikel das weiss im Salon, Rotwein ist seit heute aus der Weinkarte gestrichen.
Wow, das hat im letzten Moment doch noch geklappt, Christine kommt morgen und am Samstag segeln wir los.
Eine Badeplattform ans Heck der Serenità, würde das einsteigen nach dem Schwimmen erleichtern und hätte noch viele andere Vorteile. Doch Hallberg-Rassy kann die Standart Plattform nicht liefern, Lieferkettenprobleme. So mach ich mich auf die Suche nach einem türkischen Handwerker der die Plattform nach meinen Wünschen konstruiert. Nach langem Suchen und Diskutieren, in Finike und Marmaris, werde ich bei meinem bekannten Stahlbauer im Sanaji in Marmaris fündig. Baki hat schnell entschieden, dass er das machen kann und der Preis steht nach 1 Minute fest. Nur einen Schreiner kennt er nicht und alle Schreiner in Marmaris haben entweder kein Teakholz oder wollen einen horrenden Preis.
Die lieben Materialpreise, seit einem Jahr nur rauf und rauf.
Schritt um Schritt biegt und schweisst Baki die Stahlrohre zusammen. Ich finde einen Schreiner in Finike, Ramazan, er hat schon mein Teakdeck verlegt. Er fährt 5 Stunden von Finike nach Marmaris, bringt das Teak mit und schneidet Latte um Latte zurecht und hobelt und schleift, alles in der improvisierten Schreinerei auf der Strasse. Am Abend ist die Plattform fertig, tolle Arbeit.
Nun muss die Plattform noch montiert werden, da bin ich leicht nervös wie das über die Bühne gehen soll. Doch in der Netsel-Marina wird uns ein guter Platz zugewiesen, wo Baki und sein Neffe arbeiten können.
Nun werden Löcher ins Schiff gebohrt und die Halterungen angeschweisst und die letzen beiden Stützen zurechtgebogen und auch angeschweisst. Alles nicht ganz einfach, da das Heck eine abgerundete Form hat.
Am Nachmittag ist die Arbeit beendet, ich staune wie ruhig Baki das gemacht hat, alles hat gepasst, überlegt und gekonnt. Mir fällt fast eine Stein vom Herzen. Zu ihm hatte ich vertrauen, er macht die richtigen Entscheidungen und macht vorwärts mit der Arbeit.
Mit einer Kartonschablone die Baki zum Schiff gebracht hat hats angefangen und nun ist die Plattform fertig, ein Einzelstück, ein Schmuckstück.
Wir werden sicher viel Freude an dieser Plattform haben.
Eine Stunde nach Sonnenaufgang hab ich sie unter der Marmaris-Brücke aufgehängt.
Damit's am Schluss ein gutes Ergebnis wird, hab ich sie zuerst mit der Stahlbürste geschruppt. Danach mit Grundierung aus der Spraydose grau besprayt. Nur kurz trocknen lassen, dann mit der blauen Farbe drüber und schon sieht die Gasflasche wie neu aus.
Der Gashändler wollte die Flasche nicht tauschen, sie ist zu alt und rostig! So macht ich die Alte zur Neuen. Jetzt wird der Umtausch sicher klappen. So wie früher beim Alfa-Romeo- Sud, neu spritzen, dann liess sich der alte, rostige Flitzer wieder verkaufen.
Zum Schluss sieht die Gasflasche doch ganz gut aus, sogar Attatürk strahlt.
Bin immer noch in Marmaris, wir schaukeln am Anker vor dem Attatürk Boulevard. Von hier kann ich einen Grossteil der Stadt überblicken, vom Stadthafen mit den Gülett bis zu der endlos scheinenden Reihe Hotels.
Da in Marmaris viele gute Handwerker sind, hab ich beschlossen für das Dinghi ein Cover schneidern zu lassen. Das PVC vom Dinghi ist nicht sehr UV-beständig, vor allem, wenn ich am Anker liege ist das Beiboot ungeschützt der Sonne ausgesetzt.
Der Preis ist mit Ibrahim schnell ausgehandelt, 250 Euro, nur die Farbauswahl war schwieriger. Sandfarbig? Bin ja gespannt wie das Dinghi in Sandfarbe ausschaut und die Nähte und Umrandungen schwarz.
Am nächsten Morgen gehts los. Die Werkstatt ist mitten in der Stadt, also Luft raus aus dem Dinghi und hinten drauf aufs Motorrad und ab in Shop.
Zuerst wird ein Klettband rund ums Dinghi geklebt, dann wird Mass genommen und mit Plastikfolie eine Schablone geschnitten. Als dies am Abend fertig war, konnte das Dinghi wieder zurück an die Beach, ich musste ja wieder trocken raus zum Schiff. Am nächsten Tag wurde die Abdeckung genäht mit allen Aussparungen und Details. Zum Schluss kommt noch der Schiffsname auf jede Seite.
Sieht doch perfekt aus. Echt gute Arbeit, nun kann die Sonne scheinen und das Dinghi bleibt noch lange der Tender to Serenità.
Nun hats ja wieder geklappt, Urs hat sich in die Türkei gewagt. Wir wollen zusammen nach Marmaris segeln und ich möchte ihm vieles zeigen was ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe.
Er muss natürlich einiges mitmachen, Besuch bei meinem Guru in Marmaris, sich von Ali in Haman durchkneten lassen, mit Trix bei Sülejman im Wagenrad Abschied feiern, den Stürmen auf dem Meer trotzen und türkischen Wein trinken.
Am 30. März sind wir von Finike losgesegelt, seemännisch haben wir eine Ableger getrunken und Neptun dazu eingeladen. Wir haben die Sehenswürdigkeiten in Kekova besucht, Hassan den besten Koch im Mittelmeer und die Gräber der Lykier. In Kas haben wir mit den Fahrrädern die Umgebung erkundet, den grossen Bonito, den wir dort gefangen haben hat für zwei Abendessen satt gemacht. Leider wars oft neblig und kühl, auch als wir den Strand von Patara und die anike Stadt Xantos besucht haben. Der Tag, als wir von Kalkan nach Norden gesegelt sind war ein bleibendes Erlebnis, wie geplant viel Wind von Achtern, doch als dann 50 Knoten Wind über den Bergrücken daherrauschten wars doch etwas viel, zum Glück haben wir die Segel vorher geborgen, Angsst haben wir beide nicht gezeigt. Belohnt wurden wir dann mit einem ruhigen, sicheren Ankerplatz an den bewaldeten Felsen.
Wir hatten immer wieder guten Segelwind, so sind wir rechtzeitig in Marmaris angekommen, Zeit um die Stadt kennen zu lernen und im Basar die letzten Souvenirs zu kaufen. Die Tage waren abwechslungsreich, die Abenteuer vielfältig, die Überraschungen auch. ...und schon ist Urs wieder in der Schweiz, so schnell geht's. War eine schöne Zeit.
Der Frühling beginnt immer langsamer als ich das mir erhoffe. Trotz der südlichen Breitengrade dauerts bis es, bis die Tage wärmer werden und die warmen Socken für lange Zeit verstaut werden können. Die Nächte sind noch kalt 8 Grad und der Schnee liegt weit runter im Taurusgebirge. Im Schiff will es nicht wärmer werden, wie ein Kältesee bleibt es kalt wie im Kühlschrank.
Urs ist Ende März angekommen und wir segeln zusammen nach Marmaris, wir besuchen die vielen schönen Hotspots und geniessen das Segeln, mal gemütlich, mal stürmisch mit Fallböen bis 50 Knoten. Zusammen wandern wir durch die vielen antiken lykischen Ruinen, erklimmen Burgen und erleben nun den Frühling in der Südtürkei. Nicht ganz so bunt wie in Mitteleuropa, es ist karg hier, immergrün sind nur die riesigen Pinienwälder und die vielen Sträucher. Wir freuen uns an den vielen Blüten und staunen über die Schildkröten die uns auf steinigen Wegen begegnen.
Nach einem abwechslungsreichen Winter, mit Corona und anderen Sorgen, aber auch mit tollen Tagen auf der Skipiste und sportlich im Wald beim Kaminholz zubereiten, bin ich nun zurück in Finike. Ein grosser Abschied für immer, war der Tod meiner Mutter, zum Glück konnten wir noch viel Zeit miteinander verbringen.
Die grosse Kälte hat mich in Antalya erwartet, als ich am 12. März dort gelandet bin. War wohl etwas zu früh dieses Jahr, aber die Terminplanung liess es fast nicht anders zu. Das Schiff stand an Land und brauchte etwas Pflege. Das Unterwasserschiff musste angeschliffen und mit Anifouling gestrichen werden, diesmal Marineblau fast schwarz, ganz elegant sieht sie nun aus. Das Steuerrad bekam von Arthur einen neuen Schraubverschluss, sieht einfach super aus. Die Mechanik vom Propeller musste gefettet werden, Fett rein, bis es aus allen Poren quillt! Beim Schlussanstrich haben meine türkischen Nachbarn, Murat und Oka fleissig mitgeholfen.
Beim Polieren des Rumpfs sind die alten Macken vom Vorbesitzer wieder aufgefallen, die wurden einst mit deutscher Gründlichkeit geflickt, aber haben schrecklich ausgeschaut. Hier in Finike gibts einen Fachmann der bessert Schrammen im Gelcoat so aus, dass man nichts mehr sieht davon. Hat mich 50 Euro gekostet, er wollte 120 Euro, das ist ein Wochenlohn von einem Türken, die Marina Mitarbeiter sind einfach unverschämt.
Schlussendlich sieht das Schiff wieder toll aus und ich konnte es kaum erwarten, bis es im Wasser war. Das Leben auf dem Schiff an Land ist viel umständlicher, Leiter rauf und runter und ein Schiff, dass nicht schaukelt ist ??
Dann wars soweit am 21. März, Frühlingsbeginn, kam die Serenità wieder ins Wasser. Die Saison kann starten.
Neptun bekommt einen tüchtigen Schluck, der Kaptain natürlich zwei. Auf eine tolle Fahrt mit vielen schönen Erlebnissen.
In der einmalig, schönen Inselwelt von Kekova liegt die Serenità über Nacht einsam am Anker in der kleinen Bucht von Terzane. Alle Gület mit den Touristen sind wieder weg, wir haben die Bucht für uns. Wir schaukeln über den römischen Ruinen bei glasklarem Wasser, sogar der Vollmond scheint bis auf den Meeresgrund.
Am Morgen rudern wir an den Strand und meine beste Yogalehrerin Christine, fordert mich, meine Muskeln und Bänder.
Da sehen wir, wie ein Ruderboot näher kommt. Eine alte Frau sitzt darin, sie ist vom vier Km entfernten Ort hierher, zur Insel Kekova gerudert. gerudert. Wir schauen ihr zu wie sie das Schiff anbindet, über die Felsen klettert und in der Macchia verschwindet. Wir hören es knacken und rascheln. Bevor wir zur Serenità zurückrudern, treffen wir die Frau und sie zeigt uns was sie gesammelt hat. Thymian und frischen Lorbeer.
Zurück auf dem Schiff kommt sie vorbei und verkauft uns getrockneten Lorbeer. Danach rudert sie wieder zurück übers Meer. Diese Frau ist mutig bis ins hohe Alter.
Wir verpassen den Absprung aus der Bucht, um 10 Uhr kommen die Gület eine nach der andern und bringt die Touristen hierher. Unser Anker ist gefangen unter den Touristenschiffen. Mit viel Geduld gibts dann doch die Möglichkeit zum Ankerlichten. Weiter gehts nach Kaleköy.
Am endlos, langen Sandstrand von Finike gibt es einige Schildkrötengelege, geschützt mit Gittern, gegen die Nesträuber und um sie vor den Badegästen zu schützen. Im September werden die kleinen Schildkröten schlüpfen, nachdem die Eier zwei Monate im Sand gelegen und von der Sonne gebrütet wurden. Auf meiner Joggingtour hab ich die Gelege gesehen und gehofft eines Morgens die kleinen Schildkröten zu sehen. Am 8. September war es dann soweit, ich hatte das Glück einige wenige Schildkröten bei ihrer kraxelei zum Wasser zu beobachten. Leider sind es nur gerade 8 Stück gewesen die geschlüpft sind, ich weiss nicht, ob die restlichen Schildkröten aus diesem Nest noch schlüpfen? Es sind viele Nesträuber unterwegs, Hunde und anderes, die Gitter zeigen ihnen, wo die Nester sind!!
Bis Ende September werden hoffentlich noch viele kleine Schildkröten den Weg zum Meer finden und irgendwann wieder hierher zurück kommen.
Diesen acht Kleinen wünsche ich jedenfalls gute, friedliche Reise durchs weite Meer. Nun geht die Sonne auf, ich jogge zurück zum Schiff, bin glücklich, dass ich dieses Erlebnis hatte, heute morgen.
Auch auf dem Schiff möchte ich es bequem haben, dazu fehlte schon lange ein spezielles Kissen. Schon drei Mal wurde von einem Polsterer Mass genommen, nie hat es mit der Ausführung geklappt.
Nun hab ich im Sanay, dem Handwerkerviertel in Finike, einen Polsterer gefunden, der das mit meiner Hilfe hoffentlich machen kann. Ich hab ein Stück Schaumstoff mit aufs Schiff und hab eine Schablone gemacht, anhand von dem Muster hat Suleyman dann den Schaumstoff zugeschnitten. Nach einem Augenschein auf dem Schiff musste noch etwas nachkorrigiert werden, zum Glück gibts speziellen Kleber der auch Schaumstoff verklebt. Zum Schluss nun noch eine Hülle aus wetterbeständigem Sunbrella-Stoff rundum und fertig ist das Polster. Jetzt wird Chai bestellt und noch ein bisschen getrascht, so läuft das immer mit den Handwerkern hier in der Türkei.
Nun kann ich beim Steuern auf der Rückenlehne sitzen und habs gut gepolstert, ausserdem schützt das Polster das Schiff, der Grossschotblock kann nicht mehr auf den Kunststoff schlagen. Hab Freude an dem neuen Teil, das Schiff wird immer besser und das Leben auch.
Die grosse Hitze ist vorbei, nachts kühlt es schon bis 28 Grad ab, da kommen die ersten Gedanken an Sauna und Eukalyptusduft. Ein Hamam, Türkisches Bad gibts auch hier in Finike. Drei Tage in der Woche ist es für Männer offen 2 Tage für die Frauen. Bis heute war ich noch nie dort, mal sehen wie das hier abläuft. Ali und Mustafa haben um 10 Uhr schon tüchtig eingeheizt und bitten mich freundlich herein. Es sind keine anderen Gäste da, hab die Sauna und das Dampfbad für mich alleine. Nach einer Stunde entspannen und schwitzen, kommt Ali und bittet mich auf die Marmorliege zur Massage. Mit dem Sisalhandschuh wird meine Haut abgerubbelt, die ganze Bräune ist weg, dann werde ich eingeseift, bin ganz weiss vor Schaum und nun beginnt eine Massage da findet Ali Muskeln die ich gar nicht kenne, da gehts ganz kräftig zur Sache, die Muskeln werden gedehnt und gequetscht, das grenzt schon an Masochismus das auszuhalten, dann werde ich kübelweise mit Wasser übergossen heiss und kalt. So viel Wasser, damit könnte man einen botanischen Garten bewässern. Nach der Kopfmassage und nachdem mir fast alle Finger ausgerenkt wurden, gehts auf die Liege zum Entspannen und ein Drink aus Limettensaft, Ayran und Sodawasser bringt den Lebensschwung zurück. Nach bald 3 Std. bin ich wie neu geboren, der Rücken und das Becken im Lot, die Muskeln gelockert, bereit für den Müssiggang im Rentnerleben.
Mein Aussenbordmotor, der Malta von Yamaha, ist schon in die Jahre gekommen, doch meistens läuft er, aber immer wieder mal klemmst mit dem Gashebel oder ist der Choke ist verstimmt, oder startet er gar nicht. In der Werft hat Mustafa den Motor schon zwei mal gereinigt, doch schon wieder startet er nicht.
Nun ist es Zeit, dass ich selber lerne wie der Vergaser zu reinigen ist. In der Werkstatt von Mustafa haben wir zusammen den Vergaser ausgebaut und in alle Einzelteile zerlegt. Im organischen Verdünner wurden die Düsen über Nacht eingelegt, dann begann der knifflige Zusammenbau. Es dauerte es dann etwas länger bis alle Teile am richtigen Ort eingesetzt waren und der antike Malta wieder zündete und aufheulte. Hoffe, dass ich das, wenn nötig auch alleine schaffe. Inshallah.
Nach einigen abwechslungsreichen Wochen in der Schweiz und Bayern, bin ich wieder zurück in der Türkei. Die Reise war verlief ohne Probleme, Covid ist hier kein so grosses Thema mehr. So bin ich nach einem Aufenthalt bei Mehmet in Antalya sicher beim Schiff angekommen. Trix hat ihre Schweinereien, Servelaz, Bratwürste..usw, die ich ihr aus der Schweiz mitgebracht habe, lachend entgegen genommen und rundum wurde ich von den vielen Seglern begrüsst.
Die ersten Tage musste ich mich an die Hitze und an den stürmischen Wind der jeden Nachmittag bläst gewöhnen. Nun ist die Serenità wieder wohnlich eingerichtet. Der Kühlschrank voll und das Fahrrad aufgepumpt. Viele kleine Projekte stehen an, Jahresvisum, neuer Liegeplatzvertrag, und viele kleine Sachen am Schiff die ich optimieren möchte.
Der Sommer kommt, das erste Mal seit Jahren, dass ich die Serenita im Sommer alleine lasse.
Ich habe viel Schönes erlebt in diesem Frühling. Mein Touristenvisum von 90 Tagen läuft langsam aus, so werde ich nach Zürich fliegen und einige Wochen in der Schweiz und vor allem in Bayern verbringen. Das Schiff liegt sicher im Hafen von Finike und Aylin wird ab und zu ein Auge drauf werfen.
So kann ich unbesorgt abreisen.
Aufs Segeln muss ich nicht verzichten, bestimmt gibts einige Schläge auf dem Chiemsee und auf dem Bodensee, bevor es im August zurück in die Türkei geht.
Auf Wiedersehen Marmaris. Zwei Wochen sind eine lange Zeit, nur im Hafen, kein Schwimmen, kein Segeln, doch das Wichtigste ist erledigt, die Elektronik eingebaut und der Motor und die Ankerwisch von Selim wieder fit gemacht. Nur leider war der Stoff für die neuen Polster nicht lieferbar, schade. War alles schon vorbereitet, doch ich konnte und wollte nicht mehr länger warten. Es geht zurück nach Finike.
Am Freitag 11. Juni bin ich raus aus der Netsel-Marina, raus aus der riesigen Bucht von Marmaris, an einen Ankerplatz. Endlich wieder Ruhe, Stille, slow down, und der weite Blick übers Meer.
In der Nacht werde ich von den Naturgewalten geweckt, unsichtbare kleine Mücken pisacken meine Hände. Es ist erst 23 Uhr, da ich nun wach bin, lese ich weiter im Buch von der lesbischen Scotland Yard Kommissarin.
Um 3 Uhr werde ich wieder wach, das Schiff schauckelt im Schwell, ich fliege fast aus dem Cockpit. Der Wind hat abgestellt und nun kommt die Dünung vom Meer in die Bucht. Wieder eine Gelegenheit im Buch zu lesen und den unglaublichen Sternenhimmel zu bestaunen. Ich liege auf dem Rücken und über mir die Milchstrasse unbeschreiblich schön, in dieser Neumondnacht.
Am Morgen verlässt die Güllet schon früh den Ankerplatz, die wollen unterwegs sein, wenn das Meer noch ruhig ist. Ich fahre auch früh los, es sind über 40 Meilen bis zu meinem nächsten Ankerplatz. Während der Autopilot steuert, habe ich Zeit zum Lesen und für meine Yogaübungen, ein paar mal 25 Liegestütz gibts als Zugabe.
Der hier vorherrschende Südwestwind schiebt mich bis südlich Fethye, dort liege ich hinter einer Insel gut geschützt vor Wind und Wellen. Die Grillen singen mich nach dem Dunkel werden in den Schlaf, echt romantisch, viel stimmiger als die rassistischen Sprüche aus den Lautsprecher von den schlanken Türmen. Mein Tag beginnt früh, den ersten Kaffee gibts kurz nach 5 Uhr, wenn die ersten Ziegen aus der Macchia mäckern.
Mit langen Schlägen von 30 Meilen gehts Richtung Finike, der Wind wird jeden Tag stürmischer bis 30 Knoten bläst er bei der Passage in die Bucht von Kekova. Zum Glück habe ich jetzt wieder einen Autopilot das macht das Einhand-Segeln einfacher und sicherer. Vor allem das Setzen der Segel war immer ein hin und her vom Mast zum Steuerrad und wieder zum Mast, bis das Segel oben war.
Nun bin ich schon am letzten Ankerplatz, 20 Meilen vor Finike, da bleibe ich zwei Tage und geniesse die Einsamkeit.
Bevor der Kartenplotter eingebaut werden kann, musste ich das Gehäuse in, welches der Plotter eingebaut wird anpassen, das neue Gerät ist kleiner, so muss der Rahmen verbreitert werden. Die Künstler von Vulcan haben das perfekt gemacht.
Nun bin ich schon eine Woche hier und endlich kommt Serdar, der Raymarine Spezialist der mir die beiden Geräte, Autopilot und Kartenplotter anschliesst.
Das soll ja ganz einfach sein, nur Kabel verlegen und einstecken ist alles vorbereitet. Doch wie ich Serdar so zugeschaut habe und gesehen habe wie er die vielen feinen Drähte am richtigen Ort einsteckt, Kabel verlötet, jeder Handgriff sitzt, er weiss genau was er macht, nichts macht er zwei Mal, alles Step by Step. Am späteren Nachmittag ist alles montiert. Ich kann die Geräte einschalten und siehe da, alles funktioniert. Wir drehen draussen auf dem Meer noch eine Runde, damit sich der Kompass vom Autopilot selbst justiert und schon ist die Installation um die ich mich so gesort habe abgeschlossen. War eine gute Zusammenarbeit mit Serdar.
Am gleichen Freitag hab ich Selim geschrieben, dass mein Ankermotor Öl verliert. Ich habe kleine Ölspuren entdeckt, Faik aus Finike meinte, das sei nicht problematisches, da bräute ich nichts zu machen. Doch Selim hat den Motor mit, hat die Lager gewechselt und neues Öl eingefüllt. Das Öl war wohl noch das Original aus Schweden, von Hallberg-Rassy. Nun ist auch dieser Motor wieder fit für die nächsten Jahre. Das hätte Faik, der Mann der alles kann, auch in Finike machen sollen, als wir den Ankermotor wegen dem Teakdeck abmontiert hatten.
Doch nicht jeder Türke ist ein Meister seines Faches. Hier in Marmaris findet sich für jede Arbeit ein Spezialist. Der Ankermotor schnurrt jetzt wie ein Tiger.
Es ist wieder Zeit den Wärmetauscher zu reinigen. Durch das Salzwasser gibt es Kaltablagerungen in den schmalen Röhren, dort wo das heisse Kühlwasser mit dem Meerwasser gekühlt wird.
Vor drei Jahren hab ich das in Kreta schon einmal gemacht. Hier in Marmaris kenne ich Selim, er weiss bestens Bescheid mit Schiffsmotoren. Zu meinem Erstaunen hat er den ganzen Wärmetauscher samt den Krümmern für den Auspuff und die Anschlüsse abmotiert. Nach einer Stunde schrauben im engen Motorraum hat der den Block mitgenommen und in seiner Werkstatt, etwas ausserhalb Marmaris gereinigt. Den Auspuffkrümmer und andere mit Ablagerungen verengte Teile mussten ersetzt werden. Upps, der Krümmer alleine kostet 650 Euro. Dann wurde das ganze mit neuer Farbe gespritzt und am 2. Juni wieder eingebaut. Nach zwei Stunden konnte ich den Motor starten und sieh da, so viel Kühlwasser ist noch nie aus dem Auspuff gespritzt. Jetzt rauscht das Wasser aus dem dem Auspuff, sobald ich Gas gebe. Super Arbeit von Selim, nun wird der Motor viel besser gekühlt, das ist wichtig hier im Mittelmeer, wo es so heiss ist und die Wassertemperatur 25 Grad hat.
Ich kann Selim nur weiterempfehlen, wie wenig ich für die Arbeit bezahlt habe, darf ich gar nicht schreiben.
www.HPMarin.net
wachsen in Kas. Die Stadt Kas liegt am Fusse der Berge und geschützt von der griechischen Insel Kastellhorizon.
Von Kas wird gesagt, es ist das Cannes der Südtürkei, ich finde, dazu fehlt der Charme der Franzosen, der Duft nach Baguette, der "Walk of Fame" und ... Aber die Geschichte von Kas reicht weit zurück bis zu den Lykiern die Sarkophage und auch das antike, gut erhaltene Theater sind alte Zeugen.
Nicht ganz so alt ist das Haus von Ismail, dem Wirt der Taverne "Smiley's". Das Holzhaus wurde von den Griechen gebaut und die Türken haben es dann umgebaut. Die Fassade mit den Erkern ist gut erhalten.
Er erzählte mir, dass er als Tellerwäscher angefangen hat und heute ist er der Platzhirsch an prominenter Lage.
Zum Haus gehört auch eine Zysterne, die wohl 5 tausend Jahre alt ist. Leider sich durch ein Erdbeben der Untergrund verschoben, so dass nun Salzwasser in die Zisterne eindringt. Im Haus über der Zisterne haben die Karavanen halt gemacht, wurden die Waren gelagert und haben die Kamele übernachtet. Geschichtsträchtig was uns der Wirt erzählt hat.
Ismail kennt hier in Kas jeden, er hat viele Freunde, sogar die Jandarma, die drücken ein Auge zu, wenn er trotz Lockdown, Gäste im Restaurant bewirtet. Nur auf den Muhezin ist er nicht gut zu sprechen, der mache nur Propaganda für den Sultan und verteile Geld um Stimmen für die nächsten Wahlen zu kaufen. Coronahilfe auf türkisch!
Das Restaurant ist heute jedenfalls ausgebucht, ich darf meine Lammkasserol auf dem Balkon essen. Das Lammfleisch mit dem Gemüse bruzelt in der Tonschale, dazu scharfe Vorspeisen und ein kaltes Bier.
Die Flaggen auf dem Hafenplatz wehen zu Ehren Atatürks, dem Staatsgründer. Er wird von den Türken verehrt, da er die Türkei modernisiert hat, er hat die Arabische Schrift abgeschafft und die Mullahs in ihre Schranken verwiesen, ansonsten würden hier die Frauen verschleiert rumlaufen und die Männer ausgepeitscht, wenn sie beim Alkohol trinken erwischt werden.
Nach Kas kommen wir sicher wieder, auch Christine hats gefallen in der kleinen Stadt. Ismail wird sich freuen, ich muss den Tee bei ihm nicht mehr bezahlen, das ist so bei Arkadas, bei Freunden.
Was macht das Segeln und Reisen mit dem Schiff so einmalig? Es ist nicht nur die Herausforderung mit Wind und Wetter, es sind auch die vielen schönen Momente an einem herrlichen, abgelegenen Ankerplatz.
Davon gibt es einige zwischen Finike und Kas, wir haben an den felsigen, mit Macchia bewachsenen Ufern angelegt und im glasklaren Wasser gebadet. Auf 10 Meter Tiefe konnte ich den Anker noch sehen! Wegen des Lockdowns waren wir meistens die einzigen Segler unterwegs, wir haben es genossen. An so schönen Plätzen braucht man keine Toblerone, damit die Glückshormone überschwappen.
In Kas wurden wir von Ismail, dem Wirt der Taverne "Smiley's" verwöhnt, seine Lammhaxen im Tontopf waren so gross, dass mich Ismail mit dem Auto zurück zum Schiff gefahren hat. Take away auf türkisch. Mein Velo in seinem Kofferraum!
Schade, hatten wir nicht mehr Segelwind, nur einmal hats gekachelt, 32 Knoten voll auf die Schnauze, dank dem zuverlässigen Diesel sind wir aber gut im Hafen angekommen. Nach erlebnisreichen zwei Wochen ist Christine zurück geflogen. Die Serenità und ich wieder in Finike und bald werde ich nach Marmaris segeln.
VHF 73 - Marina Finike this is Serenita, we are ready to leave, die Marineros helfen uns beim Ablegen, endlich gehts los, raus aufs Meer. Wir verabschieden uns aus Finike. Wir segeln südwestwärts nach Kekova und weiter bis Kas, zwei Hotspots in der Südtürkei. Christine und ich geniessen die Ruhe auf dem Schiff, nach der Aufregung wegen der Segelerlaubnis, doch der Manager von SeturMarina hat bei der Küstenwache in Kekova angerufen und erklärt, dass es der Serenita erlaubt ist zu segeln, da der Skipper und die Steuerfrau Touristen sind und keine Einschränkungen haben. So wurden wir dann auch genauestens von der Küstenwache kontrolliert, aber danach nur noch von Weitem gegrüsst.
Wir machten jeden morgen Yoga, am Liebsten an Land z.B. in Kas im antiken griechischen Amphitheater oder in der Bucht von Tersane Koyü. Mit dem Sonnengruss in die Morgenröte blinzeln, die frische Luft einatmen, den Vögeln zuhören, die Seele spühren, den Kopf auslüften, den Körper fühlen, das alles lässt den Tag so gut beginnen. Mitten in der Arena zu stehen und die alten Griechen auf den Rängen zu spühren ist ein unglaubliches Gefühl. Von Tag zu Tag gehts besser mit den Dehnungen und meine Muskeln und Bänder sind dankbar für dieses regelmässige Verwöhnprogramm.
Sobald die Sonne kräftiger vom Himmel scheint, gehen wir zum Strand und springen ins noch kühle Salzwasser. Danach gehts zurück aufs Schiff zum Frühstück. Das ist ein Lebensrythmus.
Die ganze Türkei ist im Lockdown. Alle Fabriken geschlossen, alle Leute eingesperrt, nur zum Gassi gehen und Lebensmittel einkaufen, dürfen die Türken raus auf die Strasse.
Zum Glück hab ich noch kein Residenzvisum, so bin ich Tourist und darf nach Antalya reisen. Der Bus ist leer in Finike, einige Leute steigen noch zu, unterwegs werden wir öfters kontrolliert, sogar von der Militärpolizei mit Strassensperren. Die Reisenden haben alle eine schriftliche Bewilligung unterwegs zu sein. Auch die wenigen Autofahrer die auf der Strasse sind. Ich steige bei der grossen Migros aus dem Bus aus und nehme ein Taxi zur Altstadt. Durch die schmalen Strassen des alten Antalya gehe ich zu Fuss, die Gassen sind oft so schmal und verwinkelt, dass mit dem Auto kein durchkommen ist. Ohne GPS kommt hier kein Taxifahrer ans Ziel. Auch das grüne Covid-Gespenst geistert durch die Gassen.
Ich quartiere mich wieder bei Mehmet ein, bin schon Stammgast im "Marco Terrasse Cafe".
Am Samstagmittag kommt Christine aus München angeflogen. Wir bleiben noch einen Abend in Antalya, spazieren durch die leeren Gassen, alles ist geschlossen, nur Take away gibt was zu essen oder zu trinken.
Bei Mehmet kriegen wir ein feines Abendessen auf der Terrasse, bei ihm ist Hotelbetrieb, somit ist die Küche offen und viele Gäste komme auch von auswärts hierher zum Essen.
Das Frühstück am nächsten Morgen ist berühmt, wir schlemmen bis alles aufgegessen ist, das ist so circa 4 Kaffeetassen lang! Ich frage Mehmet, ob er sich immer noch mit der südkoreanischen Hand-und Fussakupunktur "Su-Jok" beschäftigt. Nun beginnt er zu erzählen, nicht auf Türkisch, auf Deutsch, er kommt auf Belgien und spricht viele Sprachen. Zum Schluss bekomme ich und Christine einige kanntige Samen auf den Finger gebunden, die sollen gegen Knie- und Ellbogenschmerzen helfen. Mit eingebundenen Fingern fahren wir mit dem Bus nach Finike und freuen uns auf die Tage auf See.
Oh Wunder, am nächsten Morgen habe ich das erste Mal seit dem Winter keine Schmerzen im Ellbogen, ich kanns kaum glauben, hatte schon Angst das wird chronisch. Nun werde ich noch 10 Nächte lang diese Samen auf den Finger binden. Etwas schmerzhaft zwar, aber es hat geholfen. Unglaublich diese Begegnung mit Mehmet.
Willkommen in der Türkei, wenn nicht grad der Muhezin rumbrüllt, ist es ganz spannend hier.
Nach einem ruhigen Winter am Bodensee bin ich nun zurück auf dem Schiff. Hab viel neue Electronik mitgebracht. Ich muss den Autopiloten und den Kartenplotter ersetzen, war ein Abenteur all das ins Flugzeug zu bringen. Beim Checkin wurde ich gefragt, ob da electronische Sachen drin sind, hab dann gesagt da wären meine Kleider drin, was auch so war, hab damit die sensiblen Teile geschützt. Alles gut gegangen, auch beim X-Ray und auch wieder in Antalya beim Zoll, wieder alles kontrolliert aber nichts beanstandet, es wäre gar nicht erlaubt so viele Electronik einzuführen. Da war noch ein IPad für Göran und ein Echolot für Marcel mit dabei!!
Zuerst in Finike habe ich alle bekannten Leute besucht, war gar nicht so einfach, es gab Ausgangssperre für ü65 ab 14 Uhr und ab 19 Uhr mussten alle zu Hause sein. Ich als Tourist war davon ausgenommen.
Die Weinabende mit Christel und Trix haben schon um 16.30 begonnen, da Trix um 19.00 Uhr hinter der Haustüre sein musste.
Das Schiff war voller Saharastaub und Orangenblütenpollen. Jede Nacht beim ablandigen Wind war die Luft zart parfümiert von Orangenduft. Wie tausend und ein Nacht. Nur der Muhezin hat die Ruhe gestört, jetzt im Ramadan noch öfter als sonst.
Hab vieles gemacht im und auf dem Schiff, vor allem die vielen kleinen Macken mit dem Gelcoat ausgebessert, der Fachmann hat das perfekt gemacht. Ausserdem bin ich am Stoff auswählen, möchte alle Polster ersetzen. Ab und zu gabs Besuch im Hafen, riesige Wasserschildkröten oder an einem Tag ruhte eine Mönchsrobbe unter meinem Schiff. Das hab ich noch nie erlebt, als ich sie beim Fotografieren erschreckt habe, hat sie mich angefaucht und ist weggeschwommen.
Wegen des Fastenmonates Ramadan, waren die Restaurants tagsüber geschlossen und wegen der Ausgangssperre waren sie abends geschlossen, das heisst sie haben gar nicht aufgemacht, musste immer selber für mich kochen. Bei der Gemüseschwemme hier ist das ja auch ein Vergnügen. Hab mir einen Kräutergarten angelegt. Einkaufen macht hier Spass, vor allem am Markt.
Nachdem nun auch endlich die Segel aus dem Winterlager zurück aufs Schiff kamen, Christel sein Dank, kann es bald los gehen mit Ablegen. Hatte die Segel ausquartiert, damit Platz zum Leben auf dem Schiff ist.
Christine kommt am Wochenende, dann gehts los zu den schönen Buchten von Kekova. Ganz ohne Hürden wird es nicht gehen. Es ist harter Lockdown, die Türken dürfen nicht raus, nur zum Einkaufen, kein Segeln, kein Autofahren, kein rein gar nichts. Familien in Not ist abzusehen, die Frauenrechte ja wieder eingeschränkt.
Für mich als Tourist gibt das Verbot nicht, hat die Küstenwache heute morgen gesagt. Uff, doch ich wurde diese Woche jeden Tag mit "bad news" überrascht, Segeln erlaubt - segeln nicht erlaubt - segeln ja dann wieder nein - schriftlich hab ichs nicht, doch Erdogan hat gesagt, die Touristen dürfen, ich bin Tourist ..... freue mich.
Die Serenità liegt gut versorgt im Hafen von Finike. Marina passt auf, dass ihr nichts passiert. So konnte ich beruhigt nach Antalya aufbrechen, mit dem Ziel die Altstadt von Antalya kennen lernen. Mein Gepäck war schwer, 23 kg im Koffer und über 12 kg Handgepäck. War eine Schlepperei, bis ich endlich im Restaurant «Marcos Terrace Cafe» angekommen bin. Es gibt hier nur ein Zimmer, welches nur für Freunde reserviert ist. Glück gehabt! Es ist eh Glück eingekehrt in mein Leben. Das Zimmer war riesig und das Bad eine Show. Das Nachtessen und das Frühstück sehr fein und üppig. Ich war begeistert vom Mehmet und seiner Crew.
Da mein Flug erst Mitte Nachmittag war, hatte ich genug Zeit am Morgen die engen, autofreien Gassen der Altstadt zu erkunden. Die Häuser haben einen eigenen Stil, die meisten haben einen holzigen Erkervorbau über die Strasse. Teppichhändler trifft man an jeder Ecke, weil die anatolischen Kelim bei den Touristen sehr beliebt sind. Die Stadt zählt 2 Millionen Einwohner, im Sommer sind dazu noch 4 Millionen Touristen hier in der Gegend. Die Flugzeuge landen im Minutentakt. Doch jetzt ist flaute am Himmel und in den Kassen der Tourismusbranche.
Wir sind alle auf der Reise der Hoffnung, Hoffnung für ein Ende von Corona, Hoffnung für … Doch die Hoffnung gehört den Kindern, ich als Erwachsener haben schon genug gehofft, und fast immer verloren.
Doch das Leben vergeht und wir mit ihm. Und es lacht uns aus, wie eine alte, zahnlose Hure, die auf ihren letzten Freier wartet. Jetzt aber haben die sieben fetten Jahre für mich begonnen! Bleibt gesund, haltet euch warm im kommenden Winter, vor allem im Herzen.
Das war der letzte Blog für dieses Jahr im Frühling geht’s weiter mit dem freien, unbeschwerten Leben auf der Serenità.
Von Marmaris bin ich mit gutem Nordwestwind und am Nachmittag mit starkem achterlichen Wind die 37 Meilen bis in den Golf von Fethye gesegelt. Wunderbar mit dem funktionierende Kartenplotter. In einer schmalen Bucht, fällt der Anker und am Ufer werden zwei lange Leinen fixiert. Zum Glück helfen mit zwei Bootsleute von einer Güllet, alleine wäre das mit dem Wind von der Seite unmöglich gewesen.
Ich bleibe einen Tag, teste den Plotter und er funktioniert schon nicht mehr. Ich spühle den Ärger mit einen halben Liter Kaffee runter. Trotzdem geniesse ich den idyllischen Ankerplatz.
Bis Göcek sind es noch 10 Meilen, die schafft der Diesel in knapp zwei Stunden, dann liege ich nahe beim Ort. Ein Hafenplatz ist hier unbezahlbar, schon das Beiboot einen Tag am Dingisteg kostet 30 Euro! Was bezahlen wohl die Megayachten am Hauptsteg?
In Göcek gibt’s eine Servicestelle für Rettungsinseln, da bringe ich meine schwere Box hin, zum Glück hilft mir einer von der Firma. Dort stellen Sie fest, dass meine Exotische Marke nicht gewartet werden kann, sie muss nach Ismir geschickt werden, kostet anstatt 180 Euro, ca. 900 Euro. Übung abgebrochen, zu teuer. Zurück aufs Schiff muss ich die 40 kg Insel alleine bringen, mit Köpfchen geht auch das.
Ich warte auf Christine, sie kommt am Freitagnachmittag, so habe ich Zeit den blauen Streifen endlich zu malen. Schleifen, spachteln, grundieren und zweimal mit der blauen Farbe, nun sieht das doch ganz anders aus.
Hier in den bewaldetet Ankerbuchten vor Göcek ist das Mekka der Motorboote und der Megayachten, nirgends sieht man auf 10 km so viele Schiffe, so grosse Schiff und und … hier schwimmen bestimmt einige hundert Millionen Euro auf dem Wasser. Zum Glück ist der Sprit so günstig, 70 Rappen pro Liter Benzin, Diesel ist etwas günstiger. Wie lange noch kann das der Sultan subventionieren?
Göcek ist das «Gstaad» der Türkei, hier gibt’s keine grossen Hotels, kein Haus höher als zwei Etagen und Giebeldach. Eine lange, grosszügige Promenade und eine noble Einkaufsstrasse, mit allen erdenklichen Shops, klein und gemütlich. Es gibt auch drei Migros an der gleichen Strasse, die Seeleute brauchen Lebensmittel.
Bald beginnt der letzte Törn dieses Jahr, dann liegt die Serenità wieder in Finike.
Marmaris ist eine geschäftige Stadt, hat wunderschöne lange Strände, ein lautes Nachtleben, aber für Segler vor allem viele Handwerker und Seglershops. Hier lässt sich jedes Problem lösen.
Da ich wieder einen Jahresvertrag mit SeturMarina habe, kann ich auch hier in der Marina gratis, liegen. Sonst kostet es pro Tag 55 Euro!!
Endlich hat Turan der Elektroniker Zeit und holt meinen Kartenplotter ab um eine Platine auszuwechseln, damit er wieder einwandfrei funktioniert. War immer eine Glücksache, ob er startet oder nicht.
Mein Dingi wurde auch abgeholt und in der Werkstatt repariert. Es bekommt einen neuen Wasserauslass, simpel und einfach ein Stöpsel. Jetzt sollte ich keine nassen Füsse mehr haben, wenn ich mit dem Dingi unterwegs bin. Am Morgen waren immer 15 cm Wasser drin.
Der Polsterer hat heute Mass genommen, die Stoffbezüge sind durchgewetzt. Jetzt gibts was neues. Hab aber erst mal Offerten eingeholt, die Arbeit wird dann nächstes Frühjahr gemacht.
Morgen Samstag gehts weiter, hab alle Freunde hier in Marmaris besucht, war im Sanaji beim Metallbauer und bei den Jungs und Girls von SouthWest. Mit Hope and Howard war ich gestern beim Dinner, sie haben ihr Schiff, die Mazu, verkauft und fliegen für den Winter nach Wales. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwo wieder, war ein herzlicher Abschied.
Inshalla, komme ich nächstes Jahr zurück nach Marmaris und treff all die netten, hilfsbereiten Menschen wieder. Als letztes habe ich die Burg von Marmaris besucht, war in alle den Jahren nie dort oben.
Eine meiner liebsten Buchten. Abgelegen, tolle Sichter die Bucht in die Berge, keine Strasse führt hierher und trotzdem sind drei Restaurants hier mit Bootssteg.
Bozukkale heisst kaputte Burg, doch die Festungsmauern sind erhalten und wie perfekt die Steine zurechtgehauen sind. Die Burg haben die Italiener gebaut, als Schutz für Rodos, wo die «Hauptstadt» der Kreuzritter war. Bozukkale wäre ein gutes, geschütztes Versteck für Piraten oder Gegner der Kreuzritter gewesen.
Ich liege für einige Tage direkt unterhalb der Burg, beim Restaurant «Ali Baba» bei Jann dem Fischer und Wirt. Ich darf hier liegen auch ohne jeden Abend im Restaurant zu essen. Die Leute sind sehr freundlich, das Brot wird jeden Morgen frisch im Steinofen gebacken. Die Menschen leben hier ganz einfach, es gibt kein Haus für die Familie, nur das Restaurant und Ställe für die Ziegen und den Generator. Ich vermute die ganze Familie schläft irgendwo auf einer Matte im Restaurant oder unter freiem Himmel.
Leider hat es kein Internet hier, so musste ich jeden Tag über den Berg ins Restaurant «Sailors House», da meinen Cay trinken und die News und Wetterberichte im Netz abfragen. Aber die Schweizer wandern ja gerne. Beim Sailors House komme ich gerade rechtzeitig zum Kuhkampf, wie die Walliserkühe sind hier die beiden aneinader geraten. Hier gibt es auch eine ergiebige Quelle, sogar ein Ruderboot liegt im Tümpel der sich gebildet hat.
Es ist echt idyllisch hier, abgeschieden, sternenklare Nächte, glasklares Wasser, freundliche Menschen ein paar Ziegen und Eidechsen und Libellen, viel kreucht und fleucht hier nicht, es ist wohl zu trockenund zu heiss. Doch die Idylle trügt, sobald es dunkel wird brummt der Generator vom Ali Baba, eines Morgens war mein Schiff auf der Wasserkante schwarz von Öl, da sind sicher die Generatoren der Megaschiffe in der Nähe gelaufen und der Zivilisationsabfall wird oder wurde 50 Meter hinter dem Haus verbrannt. Habe Jann gefragt, wo der Abfall entsorgt wird, der meiste Abfall ist von den Seglern, er hat gesagt er bringt es mit dem Schiff zur nächsten Müllsammelstelle an die Strasse in Serçe. Hab es gesehen, sein Fischerboot war voller Säcke. Doch das Verbrennen ist bestimmt noch aktuell, auch in den andern Restaurants löst ich der Abfall in Luft auf.
Nach vier Tagen hab ich mich verabschiedet, der immer wehende Westwind hat mich bis kurz vor Marmaris gebracht, da war ich für zwei Tage an einem Ankerplatz.
Jetzt in Marmaris, gibt’s viel zu organisieren, einige Offerten einholen, der Capitano hat ja noch einige Wünsche. Meine «Morgen zu erledigen» Liste hab ich soeben erweitert, Staubsaugen und Altglas entsorgen.
An der ganzen türkischen Küste sieht man die grossen, holzigen Zweimaster. In der Türkei ist es populär auf dem Schiff Urlaub zu machen. Die "Blaue Reise" auch in Europa und USA ein Hit, doch seit einigen Jahren bleiben die Ausländer weg. Hier in Bozburun haben am letzten Wochenende über 60 Güllet ihre Gäste an Bord genommen, da war rund um den Hafen jeder Felsen als Festmacher genutzt. In den Hafen können sie nicht reinfahren, dazu sind sie zu gross.
Diese Güllets werden unter anderem hier in Bozburun gebaut. Im Freien hinter der Schreinerei, oder in der riesigen Halle unten am Meer. Die neue Halle ist so gross wie ein Fussballfeld. Ich hab das Bianchi Mountenbike vom Teppichhändler ausgeliehen und hab mich auf den Weg zu den Werfen gemacht. Obwohl es Sonntag war habe ich einige Arbeiter angetroffen und durfte in einer Halle rumstöbern. Am Hafen fand ich noch ein "Projekt", doch vermutlich ist das nicht mehr zu reparieren.
Die Bilder sprechen für sich, das ist echtes Handwerk und jedes Schiff sieht anders aus, weiss gar nicht, ob es Baupläne gibt. Schade, waren alle Schiffe die ich gesehen habe im Rohbau, konnte also keine Güllet von innen anschauen.
Wer Lust hat auf Luxusferien auf einem handgezimmerten Segler, hier in der Türkei ist das möglich, die türkische Küste traumhaft, also "Blaue Reise" auf einer Güllet aus Bozburun.
Immer, wenn ich in Bozburun bin freue ich mich auf den Besuch beim Teppichhändler. Ihn kenne ich nun schon drei Jahre und bin mehrmals hier im Jahr, er erinnert sich immer an mich. Heute wollte er mich zum Frühstück einladen.
Ich kauf auch jedes Mal etwas aus seinem reichhaltigen Angebot. Zuerst wars natürlich ein türkischer Hut, er macht aber auch Taschen oder Kissenbezüge aus nicht mehr reparierbaren Teppichen. Viele seiner Teppiche sind Kelim, das sind handgewebte Teppiche aber auch geknöpfte Teppich hängen an den Wänden.
Er spricht wie ich ein bisschen englisch und so erzählt er mir was er macht und wo er die Teppiche kauft. Im Sommer lebt er in Bozburun, ist immer präsent, er wohnt direkt hinter dem Raum mit den vielen Teppichen. Im Winter ist er sechs Monate unterwegs, in Konya, Istanbul und Anatolien um Teppiche zu kaufen.
Bozburun ist im Winter bis auf ein paar Verwegene oder die Schiffsbauer sowieso ausgestorben.
…and the World hat sich nicht wirklich verändert. Hier ist Ferienstimmung, die Menschen feiern am Abend, Musik die halbe Nacht, die Restaurants voll, Bier gibt’s in allen Sorten, nur am Hafenpier ist noch viel Platz, keine Segler aus aller Welt. Die Türken sind unter sich. Das ist vor allem wegen Corona, zum Teil auch wegen der politischen Lage.
Der Sultan verliert an Zustimmung, alle Bürgermeister der grossen Städte sind von der Opposition, Wahlen kommen spätestens in zwei Jahren, die Wirtschaft leidet, der Tourismus auch, die türkische Lira hat dieses Jahr einen Drittel vom Wert verloren, darum auch das Säbelrasseln mit Griechenland und der EU. Das bringt die Leute unter die Fahne, so viele Flaggen wie hier hab ich noch nirgends gesehen. Roter Halbmond und Stern überall.
Wer hat zeigts, da schwimmen einige grosse Pötte rum, kleine türkische Segelschiffe sind eine rare Ausnahme. Irgendwie muss irgendwo der Rubel rollen.
Ich setzte am frühen Morgen die Segel ganz wenig Wind hat es, ganz langsam geht’s an der Insel Simi vorbei nach Bozburun. Das Meer ist flach wie ein See, ich lass mir Zeit und die Welt dreht sich weiter….
Nach vielen Tagen in Bodrum, geht’s nur langsam der Küste entlang südwärts. Ich habe fast täglich zu Judas Taddäus Schutzheiliger der Hoffnung in schwierigen Fällen gebetet, doch die Grenze nach Griechenland öffnet sich nicht. So habe ich entschieden zurück nach Finike zu segeln. Auch nicht die schlechteste Lösung. Freue mich viele Freunde wieder zu sehen. In Marmaris komme ich auch vorbei, die Serenità wird’s freuen, gibt sicher wieder was Neues.
Das erste Ziel nach Bodrum ist Palamut, das sind 31 Meilen, Wind gibt es, kräftig aus Nordwest, vor allem in der Meerenge vor Kos, da bläst es mit Windstärke 6. Dann lässt der Wind wieder nach, stellt sogar ganz ab. So umrunde ich den Leuchtturm bei Knidos mit dem Diesel. Ein Tanker überholt mich, mir scheint es hat nicht so viel Güterverkehr wie letztes Jahr. Von Westen siehe ich den Wind auffrischen, ich muss nicht lange warten, dann geht’s ab, mit Rauschewind der Halbinsel entlang, nur das gereffte Grosssegel steht noch, der Wind bläst mit bis zu 30 Knoten von achtern.
Im Hafen von Palamut ist davon nichts zu spüren, der liegt in einer ruhigen Ecke. Ich bleibe 4 Tage, geniesse das Hafenleben, die Annehmlichkeit über die Gangway ein- und auszusteigen, die feinen Restaurant, die Fischer die frischen Fisch bringen, Wasser und Strom. So kann das Schiff und ich vom Salz befreit werden, ist schon ewig her seit der letzten Dusche. Duschen gibt’s hier im Restaurant Dolphin.
Palamut Bükü ist ein kleiner Fischerort, heute sind viele Ferienhäuser in der nahen Umgebung gebaut worden, aber alles ist noch überschaubar, keine Hotels und keine Ferienhausüberbauungen. …und die Armee zeigt auch Präsenz, die schaukelt gemütlich vor dem Badestrand.
Es sind die letzten Tage im August, es ist nochmals megaheiss 39,1 Grad, duschen nützt nicht viel, man ist immer nass, nur die Mandelplantagen sind vertrocknet, die Mandeln geerntet und jetzt wartet das Land auf den Regen, doch noch ist keine Wolke in Sicht.
Bin immer noch Singlehand unterwegs, doch vielleicht gibt’s noch Besuch, ist ja so schön hier, fern ab vom Corona-Virus-Debakel.
Wer einen Kommentar schreibt, lässt dadurch Trix und Christian wissen, dass sie beide nicht die einzigen sind die den Blog lesen. Merci
Bodrum ist das Partymekka der Türkei, das hört man jeden Abend am Ankerplatz. Wegen Covid-19 ist aber um 24 Uhr Schluss mit Musik, nicht wie sonst üblich bis morgens um 4 Uhr.
Peter mit seinem Schiff «Spirit of Pevi 2» liegt auch hier am Anker, wir kennen uns als Nachbarn an der Morgensternstrasse in Au. Wir haben hier abgemacht und segeln zusammen in den Golf. Bis zu hinterst nach Gökova sind es fast 80 km. Hier gibt’s genug Ankerplätze um einen wunderbaren Törn zu machen. Wir lichten die Anker und fahren am Kreuzfahrtanleger vorbei, dort liegt eine Yacht mit der Flagge von den englischen Kanalinseln, vier Tanklaster mit je ca. 30'000 Liter Diesel sind am Betanken der privaten Megayacht, wir staunen nicht schlecht!!
Der kräftige Westwind der hier meisten bläst bringt uns am ersten Tag nach Cökertme. Da legen wir uns an die Boje vor einer Taverne und geniessen den Abend am Strand vom Fischrestaurant. Die Türken hier sind sehr freundlich, helfen beim Anlegen, verwöhnen die Segler mit feinem Essen, die Frauen backen frisches Brot im Steinofen, die Preise waren hier human, und beim Abschied winkt uns die ganze Familie vom Ufer aus zu. Gökertme bleibt mir in guter Erinnerung.
Ein neuer Hafen ist in Öre entstanden, da bleiben wir eine Nacht, dann überqueren wir den Golf. Dank Peter hab ich jetzt auch Bilder von der Serenità unter Segel. Oh, da hat es aber viel Wind und grosse Wellen gehabt. Wir segeln bei stürmischem Nordwestwind rüber zum «englisch Harbor».
Hier sind wir mitten in der Natur, Pinienwälder rundum. Wir liegen mit Landleine und Anker in der seichten Bucht, die Leinen verhindern das Schwojen und somit das aufsetzen der Yacht am flachen Ufer. Der ganze Golf von Gökova ist fast unbewohnt, kleine Siedlungen, Sommerhäuser sind die einzigen Bebauungen. Somit sind auch die Nächte tiefschwarz und der Sternenhimmel so unglaublich wie nirgendwo in Mitteleuropa. Hab nicht gewusst, dass es so viele Sterne sind!
Die nächste Bucht wird von einem Polizeischiff gesperrt, des Sultans Villa liegt hier und wenn der hier Urlaub macht wird alles abgesperrt. So segeln wir in die nächste Bucht, Buchten gibt’s hier eine nach der andern.
So ankern wir vor Sögüt, da können wir wieder einkaufen, es gibt einen kleinen Markt.
Von Sögüt geht’s wieder westwärts. Überraschung beim Anker lichten, grosse Sauerei am Meeresboden und mein Anker mitten drin. So muss ich zuerst den Anker von einem alten Fischernetz losschneiden und ein 3 Meter langer dicker Plastikschlauch hängt auch noch am Anker.
Wir setzen die Segel, der Wind kommt pünktlich, ab Mittag bläst er immer stärker und stärker, zum Glück aus Südwest so können wir unter Segel wieder Richtung Bodrum segeln.
War eine tolle Woche, wir haben abwechselnd auf der Serenità oder bei Peter gekocht und viel zu erzählen gehabt. Beide wollten wir nach Griechenland, aber wegen den Gasstreitigkeiten und Säbelrasseln bleibt die Grenze gesperrt. Peter segelt nun nordwärts nach Kusadasi und ich südwärts zurück nach Finike.
Zwei Städte am Meer, in der Provinz Mugla. Bodrum oder Halikarnos, hier hatten die alten Griechen schon eine Stadt gebaut. Heute sind vor allem im Sommer die Gassen voller Touristen, im Winter wird es hier ein verschlafenes Städtchen sein, genau so, wie am frühen Morgen, wenn ich zum ersten Tee unterwegs bin. Nur am Bushof ist immer reges Treiben, da kommen die Busse aus allen grossen Städten und vom Flughafen an.
Bis Turgutreis sind es 16 Meilen, in Turgutreis hört die Strasse auf hat mir ein Türke gesagt, es ist auch der letzte Ort von der Provinz Mugla.
Ich bin für einige Tage aus Bodrum geflohen und hab vor Turgutreis geankert. Es gibt dort eine tolle Marina, doch die Preise sind für Langzeitsegler unerschwinglich. Zum Einkaufen findet man alles hier, auch Seglershops und frisches Gemüse und Früchte. Am Samstag war Mark, das war eine Augenweide. Ausländische Touristen verirren sich nicht viele hierher, ein paar Engländer gibt's überall, die findet man in den Restaurants mit dem günstigsten Bier. Der Sonnenuntergang hinter dem Leuchtturm, über den griechischen Inseln, war jeden Abend ein Spektakel.
Als ich von Peter höre, dass er in Bodrum ist, setze ich die Segel und segle zurück an den Ankerplatz hinter der Burg der Kreuzritter, die an bester Lage am Hafen von Bodrum liegt. Kleopatras Katze schläft wohl immer noch im Schatten vom mächtigen Burgtor.
Diese geschützte Bucht am Westzipfel der 70 km langen Halbinsel von Datca hat schon die Dorer und Hellenen als guten Hafen und Handelsplatz überzeugt. Hier war eine grosse Stadt mit allem was dazu gehörte, Amphitheater, ein Tempel für Apollon und noch einer für Aphrodite. Knidos war eine der wichtigsten Städte und Kolonie der Dorer aus dem Peleponnes. Um 340 vor Chr. erwirbt die Stadt die bekannte Statue der nackten Aphrodite. Diese Statue der Liebesgöttin wurde so berühmt, dass die Leute von überall her kamen, um dieses Werk zu sehen, so gab es schon in der Antike einen Zustrom von Touristen.
Wir, das heisst die Serenità, Wild Rover of Dart und Mazu sind hier auch vor Anker gegangen. Imposant, so mitten in der Antike zu liegen, zwischen Amphitheater und ehemaliger Stadt. Als dann kurz nach Sonnenuntergang der Vollmond übers Wasser spiegelt ist die Stimmung perfekt.
Am früheren Morgen sind wir zur Besichtigung durch die Hauptstrasse des antiken Knidos bis zum Kriegsschiffhafen auf der anderen Seite der Bucht gelaufen. Eine schmale Landverbindung wurde zwischen dem Festland und der Insel aufgeschüttet, dadurch war ein sicherer Hafen entstanden.
Ungemütlich wird es hier nur bei starkem Meltemi, dann rauschen die Böen über die Bergkämme und das Liegen in der Bucht wird gefährlich.
Nach zwei Tagen haben wir den Anker gelichtet und Knidos verlassen mit Kurs Bodrum. Schwacher Wind hat uns bis rauf nach Kos gefoppt, mal von der Seite dann wieder von der andern. Dann kurz vor Kos sah ich weisse Schaumkronen, sofort ein Reff ins Grosssegel und die Genua auch verkleinert, danach hat es nicht mehr lange gedauert und der Wind hat die Serenità fast flach gelegt. In der Meerenge zwischen Kos und der Türkei bläst oft ein starker Nordwestwind. Einige Salzwasserduschen habe wir bei dem Wind und Wellen schon abbekommen. Dieser Wind hat mich dann mit 7, 5 Knoten Fahrt bis zum geschützten Ankerplatz gebracht, Bodrum war nicht erreichbar bei dem NW-Wind. In der Bucht wurde ich von den Piraten empfangen. Nach Bodrum wars am nächsten Morgen nur noch 4 Meilen, da habe ich hinter der Burg am Strand neben Mazu geankert.
Nach so viel organisieren sind fast alle Wünsche erfüllt. Zu guter Letzt ist am Samstag auch noch das Paket mit der Winterplane und dem Buch von Christel aus Finike angekommen. Alles klar zum Auslaufen, es ist fast unerträglich heiss in Marmaris, endlich wieder raus an die Brise und das Wasser. Zuerst noch Bunkern, ich kaufe vor allem Getränke ein.
Am Sonntagmorgen lege ich ab, der erste Ankerplatz liegt in einer Bucht, wo die Griechen schon eine Kirche und ein paar Häuser gebaut hatten. Richtig abgelegen, klares Wasser und endlich Zeit zum Lesen und vom Stadtrhythmus abzuschalten. Nur die Ziegen klettern über die Uferfelsen auf der Suche nach etwas grünem.
Am nächsten Tag die nächste Bucht, da ist das Anlegen nicht so einfach, der Fallwind bläst von den Bergen runter durch die enge Bucht. Nachdem ich die Landleinen an den Felsen befestigt habe, steht das Schiff zu nahe am Ufer. Bei Captain Nemos Restaurant gibt’s Ankerbojen da liege ich sicherer bei jedem Wind. Ich bleibe zwei Tage, klettere in die steile Schlucht, da begegnet mir doch eine Schildkröte, was macht die hier oben? Es ist so unwegsam, sogar Ziegen können hier abstürzen! Der Vater vom Wirt, erzählt mir beim Kühe hüten von früher, als er 1987 das Ufer und Farmland für ca. 1'500 Euro gekauft hat. Mit dem Restaurant hat er sich eine golden Nase verdient. Es gibt einige Quellen hier und die Fischer leben im Sommer auf ihren Holzbooten in der Bucht. Die mondlose Nacht bietet einen grandiosen Sternenhimmel, Cassiopaia tanzt im Nordosten über der Bucht, den Komenten Newwiese kann ich erst in der nächsten Bucht sehen, hier sind die Felswände zu hoch.
Die nächste Bucht heisst Bozukkale, hier mache ich wieder bei einem Restaurant am Steg fest. Ist halt so bequem, es gibt Duschen und am Abend sehr feines Essen. In der Nacht trifft Karl und am nächsten Tag Hope and Howard aus Marmaris ein. Zusammen erklimmen wir die Burgruinen. Die Aussicht über die Bucht ist einmalig.
Nach drei Tagen segeln wir weiter zur kleinen Stadt Bozburun. In der Meerenge von Rhodos haben wir tollen Wind, so macht das Seglerleben Spass.
Vor dem Hafen von Bozburun ankern wir, mit dem Dinghi sind wir nach 10 Minuten rudern in die Stadt. Hier gibt’s einen Teppichhändler, der handelt mit antiken anatolischen Teppichen, da kann ich nicht wiederstehen. Die kleinen passen so gut aufs Schiff.
Nun bin ich in Marmaris angekommen und meine To-do-Liste ist ellenlang. Riggcheck, Motorcheck, Zahnarzt, Kran für Aussenborder, Schmutzwassertank flicken, Velofelge flicken, Salontisch neu lackieren und die vielen kleinen Sachen.
Als erster kommt schon am nächsten Morgen ein junger Bursche, er ist Motorenmechaniker und horcht an meiner tollen Maschine, alles okay findet er "in good condition", er bringt 5 Lt. Volvo-Penta Öl und zwei neue Ölfilter und das erste ist erledigt.
Nach langem Suchen sind auch die Rigger von M2 aufgestöbert. Die klettern auf den Mast und finden auch alles toll, ausser das Vorstag, dass soll leicht korrodiert sein. Auswechseln kostet 700 Euro. Ich überlege hin und her, ob das wirklich nötig ist, doch nach 31 Jahren!! Die meisten Versicherungen bezahlen nichts mehr für den Mastbruch, wenn die Wanten älter als 10 Jahre sind.
Als nächstes finde ich im Sanaji einen hilfsbereiten Chromstahlmechaniker. Er flickt mir den Schmutzwassertank und fertigt Verbindungsstücke für die Entwässerungsleitung an. Diese neue Decksentwässerung bringt das Regenwasser weg vom Deck.
Mit dem Zahnarzttermin klappt es auch, anstatt Termin wird sofort geröntgt und gebohrt. Ein riesiges Loch wird behandelt und bei der zweiten Konsultation wird die Wurzel rausgebohrt und die Füllung rein und mein neuer Zahn sieht wirklich aus wie neu, ich krieg sogar einen Spiegel zum Anschauen!! Nur 110 Euro hat das gekostet, war aber die modernste Klinik in Marmaris.
Ich war so zufrieden mit dem Chromstahlmechaniker, dass ich im die Skizze von meinem Wunschkran für den Aussenborder brachte, er wusste sofort Bescheid und das Werk konnte starten, einmal Anprobe am Schiff und danach war der Kran auch schon fertig. Alles handgemacht, auch die Scharniere. Vielleicht die Schrauben auch.
Der Mechaniker kannten auch einen Velomechaniker, der sollte mir die Felge flicken, eine neue ist leider nicht zu finden in der Türkei, das Brompton hat spezielle Masse. So wird das Rad ausgespeicht, das Alu geschweisst und alles wieder zusammen gebaut. Nun kann ich wieder fahren, wie lange weiss ich nicht, die Schweissnaht wird nicht ewig halten, es klappert schon.
Marmaris hat einen wunderschönen, langen Sandstrand an dem ich am frühen morgen meine Fahrradtouren machte.
Dann wird Salontisch ausgebaut und die Schreinerei der Marina übernimmt das Schleifen und neu lackieren des Tisches, da waren zu viele Spuren der Vergangenheit. Jemand hat da nicht Sorge getragen. Hat mich schon lange gestört.
Eine neue Grossschot ist auch angeschafft. Endlich...die alte war zwar neu, aber mit 14 mm viel zu dick und war unhandlich und unmöglich. Nun hab ich meine Wunschgrossschot, schöne Farbe und passt in die Rollen und ist geschmeidig.
Die Korrosion am Vorstag hat mich schon etwas belastet, da hab ich mich dann für das Auswechseln entschieden. Hab eine neue Offerte eingeholt und die Junges haben den ganzen Nachmittag gearbeitet und das Vorstag abgebaut und ein neues Stahlseil eingebaut. Nicht ganz billig aber beruhigend.
Nun ist auch meine Winterplane aus Finike eingetroffen, nach vielem Suchen ist das Paket doch noch in der Netsel-Marina eingetroffen, leider ohne Bootsname auf der Adresse und somit zuerst unauffindbar. War viel Aufregung und viele Leute haben suchen geholfen.
Jetzt ist "alles" erledigt, morgen Sonntag segle ich weiter, raus aus dem Hafen mit seinen 40 Grad, raus zum Baden, Schwimmen und neues entdecken.
In der Bucht von Ekicik, die von Wäldern und Hügeln umgeben ist, gibt's einen langen Sandstrand von einem Ende der Bucht zum andern Ende. Keine grossen Hotels die die Idylle stören, kein Dorf, nur ein paar Häuser an der Strasse und nur weit entfernt ein Muhezzin.
Was hier so speziell ist, es gibt ein wild organisiertes Camping. Habe schon oft beobachtet, die Türken sitzen gerne zusammen, der Grill wird befeuert und der Samowar spendet den ganzen Tag Cay (Tee). Türkisch Barbecue(Mangal) halt, viel Fleisch und Raki und Geselligkeit.
Unter den Bäumen stehen die Bänke im Schatten und sind schon früh am Morgen besetzt. Die Leute schlafen alle hier, in der Hängematte, im Zelt, im Camper oder im Auto. Ferien für die Türken aus der Grossstadt. Es ist kein Rummel, keine Hektik, nur das geniessen am Strand zusammen mit Freunden und mit der Familie. Ein kleiner Laden versorgt all die Leute mit Lebensmittel. Abfall wird in massiven Containern gesammelt, kein Plastikcontainer, wo beim ersten Windstoss die Deckel wegfliegen wie in Italien und Griechenland und die wilden Tiere allen Abfall verteilen.
War ein Erlebnis da mitten drin zu sein, mit dem Schiff am Pier von Ekincik.
Was gibt’s da zu erzählen, es sind vor allem die wunderschönen Ankerplätze die zum verweilen und baden einladen. Zuerst war ich in Kekova, hab meinen neuen Sonnenschutz getestet. Passt perfekt. Jetzt ist es schön schattig im Cockpit und auch im Schiff ist es kühler.
Von Kekova segelte ich nach Kas, da konnte ich gratis in der Setur Marina liegen, da mein Vertrag im der Setur Marina noch bis August gültig ist. Da habe ich Karl aus England und Hope und Howard aus den USA getroffen und zusammen sind wir dann weiter nach Kalkan, und dann nach Karacaören. Dieses felsige Kap mit seinem Naturhafen ist gut geschützt, obwohl rundum felsige Inseln aus dem Wasser ragen. Wir genossen den gemeinsamen Abend auf der Veranda des Restaurants.
Am nächsten Tag sind wir in der Bucht geblieben, die Türkei hatte wieder Ausgangssperre von 9 – 15 Uhr wegen den Studenten. Mir solls recht sein, hier ist es toll zu liegen und eine Wanderung auf den Bergrücken mit bester Fernsicht hat sich gelohnt, heiss wars aber, fast 40 Grad, am Schatten!!!
Der nächste Ankerplatz war in der Quellenbucht direkt unterhalb der Felsengräber und unweit der Quellen wo das ganze Jahr frisches Wasser sprudelt. Der Fisch vom türkischen Künstler Bedri Rahmi auf dem Felsen neben der Quelle begrüsst die Leute die mit dem Schiff hier anlegen.
Der Ausblick vom Berg oberhalb der Felsengräber reicht über den ganzen Golf von Göcek. Unzählige Yachten und Megayachten liegen hier am Anker.
Von hier segeln wir zur Stadt Fethye, wie immer haben wir Wind, fast zu viel heute, wir wurden überrascht wie schnell der Wind aufgedreht hat. Wir sind alle drei Schiffe mit Volltuch unterwegs gewesen.
Am Dienstag ist Markttag in Fethye und so haben wir den Kühlschrank mit frischem Gemüse aufgefüllt. Dank dem grossen Schlauchboot von Howard mussten wir die Taschen nicht weit schleppen, er ist bis fast zur Markthalle gefahren.
Nach drei Tagen Stadtrummel, obwohl eigentlich wegen dem Corona-Virus wenig los war in der Stadt, bin ich dann früh am Morgen los zum nächsten Ankerplatz. Dort habe ich die beiden anderen Schiffe verloren, da es in der Bucht gerammelt voll war. Am nächsten Tag war ich dann aber fast alleine dort. Das Wasser war so klar und die Fische und die Schildkröten schwammen rund ums Schiff, angebissen hat keiner.
Nach zwei Tagen in Ekincik bin ich nun in Marmaris. Hier kann ich wieder die Arbeitshosen auspacken. Hab neue gefunden ohne Löcher!!
War eine schöne Reise hierher, so ganz alleine wars nicht immer einfach, vor allem das Ankern in der Bucht, mit Wind von der Seite und mit der Leine im Mund zum Ufer schwimmen und das Schiff fixieren. Unterwegs bin ich oft angeleint, denn einmal im Wasser, dann tüssss Schiff….. and Paul
Nach langer aufregender Zeit in Finike, mit all den Überraschungen und Covid-19 Einschränkungen ist es nun aber Zeit die Leinen zu lösen und weiter zu segeln. Die Arbeitshose habe ich an den Nagel gehängt, nun kommen andere Zeiten. Besser, schlechter, wer weiss das schon.
Das bedeutet aber auch Abschied nehmen von so vielen netten, hilfsbereiten Menschen. Segler, nicht Segler, ehemalige Segler, zukünftige Segler.
Das Abschied nehmen hat natürlich schon vor einigen Tagen angefangen. Der letzte gemütliche Rotweinabend mit Christel und Trix im Garten von Christels Haus.
Dann mit Trix und Peter beim Fischessen in den Bergen, wo die Forellen im schattigen Bergbach gefangen und gezüchtet werden.
Beim Kafe «Limani» von Ismael, wo ich früh am Morgen immer der erst Gast war, ihm wünsche ich viel Glück bei seinen vielen Plänen.
Auch der letzte Tag war nochmals hektisch, am Morgen beim Segelmacher vorbei schauen, wegen der Winterplane.
Vermutlich hab ich nicht allen «Allahaismarladik» gesagt. Was so viel wie Goodbye heisst. Aber in Gedanken hab ich mich von allen verabschiedet.
Am letzten Abend gabs ein Abschiedsbier auf dem Schiff, gute Wünsche und fair winds für die welche ostwärts segeln, für die die westwärts segeln und natürlich auch gutes Wetter für die welche im Hafen oder Finike bleiben.
Beim Eindunkeln kommt Süleman und bringt die Winterabdeckung, die er noch im Rohzuschnitt aufs Schiff anpasst. Die fertige Plane wird er mir nach Marmaris nachschicken.
Nun wird es Zeit für Feierabend und den Kopf fürs Ablegen umstellen. Bei der Portpolice habe ich mich abgemeldet. Muss am Samstagmorgen schon um 6 Uhr los, da von 9 Uhr bis 15 Uhr wieder mal Ausgangssperre ist, das gibt auch für die islamische Seefahrt, ab 9 Uhr muss geankert werden. Hoffentlich ist das Meer dort nicht zu tief!!! Die Studenten müssen sich im Gymi einschreiben, da darf niemand anderes unterwegs sein. So die Vorschrift vom Sultan.
Von Finike nach dem 35 km entfernten Demre, führt eine seit einigen Jahren gut ausgebaute Strasse. Es ist der einzige Weg, welcher die Küstenstädte mit der Grossstadt Antalya verbindet. Hier schlängeln sich die Lastwagen mit Gemüse und Früchten beladen den Kurven entlang.
Ich hab die Strasse mit dem Bus kennen gelernt, nun will ich in Ruhe die herrliche Küste mit dem Velo erkunden. Die Strasse wurde in den Fels gesprengt, noch immer sieht man die rötliche Narbe im Fels die sich oberhalb vom Trasse dahin zieht. Ich fahre an vielen Buchten vorbei, das Wasser leuchtet blau, die weissen Kieselsteine reflektieren das Sonnenlicht. Es führen Wege zu den Buchten, ab und zu sind Meschen am Baden oder sind hier um die Morgensonne zu geniessen.
Einige Fischer haben sich die Klippen runter gewagt und hoffen, dass ein grosser Brocken anbeisst. Ihre Autos oder die Motorräder sehe ich oben an der Leitplanke stehen.
Die Aussicht ist toll, die Felsenstrasse so einmalig, da kommt mit der Gedanke, das könnte die «Amalfi» der Türkei sein. Nach etwa 15 km endet die Felsenküste und die Strasse führt an einer Lagune entlang nach Demre. Ich drehe um und der einsetzende Westwind hilft bei der Rückfahrt nach Finike.
An bester Lage entsteht die neue Moschee, die wird einfach so gebaut, da oben am Berg, keiner weiss so richtig warum und wieso. Simsalabim. Egal ist ja bezahlt von …vielleicht aus Saudi Arabien, oder sonst gesponsert einem Ölscheich.
Ich bin mit dem Velo raufgefahren und hab mir die riesige Baustelle aus der Nähe angeschaut. Es sind mehrere Gebäude, die für verschiedene Zwecke genutzt werden, die meiste Zeit steht wohl alles leer nur, die Lautsprecher werden das Gebet und die «Botschaft» in arabischer Sprache verkünden die keiner versteht. Hauptsache es ist laut und keiner hört hin. Viel Spass den Hafenliegern, die werde nun noch besser beschallt.
Das Bauwerk ist aber eine Augenweide, es wird ohne Kran gearbeitet, die Gerüste alle aus Holz. Speziell auch wie das Dachgewölbe geklinkert wurde. Alles mit Holzschablonen bis der letzte Ziegel gesetzt wurde. Wie anno dazumal. Viele Steinmetzarbeiten werden am Ort gemacht, die schneeweissen Marmorblöcke stehen bereit zum Bearbeiten. Das weiss blendet in der Sonne, es ist heiss die Arbeiter tragen Texashüte und sind erfreut über den fremden Besucher der sich für ihre Arbeit interessiert.
Die Architektur ist orientalisch, ich fand kein anderes Gebäude in Finike das so ähnlich ausschaut, die Moschee scheint mir fast etwas Fremdes hier in der Stadt. Ismael ein Türke hat zu mir gesagt, das ganze ist eine grosse Selbstbefriedigung. Diese fast 10'000’0000 Lira hätte auch für bessere Zwecke verwendet werden können. So zB. Kläranlage... oder ….
Bald ist es fertig gestellt, es fehlt noch das Minarett und die Lautsprecher!!! Dann hat Finike ein neues Wahrzeichen. Bis jetzt waren es die feinen Orangen, welche hier im fruchtbaren Delta wachsen. Die Meinungen werden geteilt sein, den Touristen wird's gefallen.
Mit Bus und Velo geht’s heute Südwärts nach Demre. Das sind 35 Kilometer kurvenreiche Küstenstrasse. Vom Busbahnhof in Demre fahre ich nach Myra. Ausserhalb der Kleinstadt fahre ich an Gewächshäusern vorbei und schon bald bin ich am Fuss der Berge. Bei den Bauernhäusern sehe ich in Plastiksäcke eingeschlossene Paperoni, die liegen an der Sonne und werden vergoren und nachher in Gläsern eingelegt.
Das antike Myra war einst eine wichtige lykische Stadt und ist heute vor allem als Wirkungsstätte des heiligen Nikolaus bekannt. In Myra sind die vielen Felsengräber einmalig. Das Theater, das die Römer erbaut haben ist berühmt für die zahlreichen Relief an den Mauerabschlüssen. Empfangen werde ich von drei Gesichtern die mich mustern, darf ich vorbei gehen, trifft mich der Blitz des Zeus? Alles gut gegangen, ich erklimme das Amphitheater, von da oben gibt’s einen schönen Ausblick, zu den Felsengräbern, über die vielen Glashäuser und tief runter in die Arena.
Nun geht’s zurück nach Demre, zur Basilika St.Nikolaus. Der Zar Alexander der II. hat diese im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut, nachdem sie seit der byzantinischen Zeit mehrfach zerstört wurde. Viele Fresken schmücken die Wände und Decken und am Boden sind mit Steinen bunte Ornamente verlegt. Der Sarkophag vom Nikolaus ist leer, die Römer haben die Gebeine mitgenommen, die Türken möchte diese gerne aus dem Vatikan zurück haben.
Mit dem Bus geht’s dann pünktlich um 12.30 Uhr wieder zurück nach Finike. Regen ist angesagt, da möchte ich auf dem Schiff sein und alle Luken dicht haben.
War ein interessanter Ausflug, wenn schon nicht gesegelt werden kann, kann ich doch die Umgebung von Finike mit seinen Sehenswürdigkeiten entdecken. Es gibt immer wieder interessante Begegnungen und Erlebnisse.
Auf halber Wegstrecke nach Antalya liegt das antike Olympos, dorthin möchte ich einen Ausflug machen. Griechische Ruinen und Strand zum Baden. Mit dem Klapprad im Bus, fahre ich bis zur Haltestelle Olympos auf der Main-Road, dort steige ich aus, von hier geht's mit dem Velo 11 Kilometer runter ans Meer. Eine steile Abfahrt, es macht Spass, doch die Bremsen quietschen laufend.
Unten angekommen, geht’s einem Fluss entlang, bis rechts und links die Strasse von kleinen Hotels und Pensionen gesäumt ist. Seit Hippie-Zeiten gibt’s diese Hotels hier, es scheint sich nicht viel verändert zu haben. Nur, das es jetzt vermutlich viel, viel mehr sind. Übernachten im Baumhotel ist hier im Trend.
Dann gelange ich zum Eingang der griechische Ruinenstadt und alles ist abgesperrt. Covid-19, alles zu, kein Strandzugang. Nada. Umkehren? Ich entscheide mich mit dem Velo die 35 km bis Kumluca zu fahren, hab ja Zeit. Durch einsame Wälder und durch kleine Dörfer führt mich die Strasse. Rauf und runter geht es natürlich auch, leider. Plakete die Werbung für die beste Sorte Hybrid F1 machen gibt's oft zu sehen, keine Rolexwerbung hier in der Pampa. Plötzlich wird die Sicht frei und ich erkenne die endlosen Plastikhäuser von Kumluca bis Finike. Jetzt nehme ich den Bus bis Finike.
Gestern 10. Juni habe ich den zweiten Versuch gestartet, Covid-19 ist ja "vorbei". Diesmal klappts mit dem Zugang zu den Ruinen und dem wunderschönen Fluss entlang zum Strand. Dieses Olympos ist einmalig gelegen, das bewaldete Gebirge reicht bis ans Meer, so war die Stadt am Fluss gut zu schützen.
Ein langer Kiesstrand liegt vor mir, ich wandere dem Strand entlang bis ans andere Ende nach Ciralia. Baden «verkürzt» die Wanderung und ich sehe einige Schildkröten-Gelege die mit Drahtkörben geschützt und mit Datum beschriftet sind. Nach über einer Stunde laufen, am jetzt noch menschenleeren Strand hab ich das andere Strandende erreicht. Das ist einer der schönsten Strände der ganzen Türkei, die Kiefern bewaldeten Berge reichen bis ans Meer, der weisse, geschwungene Kiesstrand und das glasklare, blaue Meerwasser machen die Atmosphäre perfekt. Keine Hotels, kein Haus stört die Idylle nur einige Gülets schwojen am Anker.
Hinter Ciralia in den nahen Bergen brennen die Feuer der Chimären, diese haben schon Odysseus verwirrt. Er glaubte, das sei der Zugang zum Hades. Erschöpft komme ich dort an und staune über die vielen Feuer die aus der Erde brennen. Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen geglaubt haben, hier sei der Zugang zur Hölle.
Nun geht’s den ganzen Strand entlang zurück nach Olympos und bequem mit dem Bus zurück nach Finike.
Nach fast genau zwei Monat arbeiten, wird am Samstag 30. Mai das Deck geschliffen. Alle Unebenheiten und die schwarzen Sikafugen werden plangeschliffen. Jetzt sehe ich das neue Teakdeck zum ersten Mal, bis jetzt waren die Sikafugen noch nicht erkennbar. Es sieht toll aus, viele spezielle Einzelheiten, wirklich eine gute Schreinerarbeit. Habe Freude an neuen Deck.
Es müssen jetzt noch alle Beschläge und Anschlüsse für Diesel, Wasser und Abwasser montiert werden. Ich mach schon mal einen Termin für das Einwassern mit dem Kranmeister ab. Es soll der Samstag sein, denn gemäss «christlicher Seefahrt» darf eine Schiffsreise nicht am Freitag beginnen! Das bringt Unglück. So kommt die Serenità am Samstagmorgen 6. Juni zurück ins Wasser.
Die letzten Arbeiten werden noch am Werftsteg erledigt. Die Genuaschiene muss noch montiert werden. Diese Arbeit wird am Sonntagmorgen abgeschlossen. Dann endlich, Motor starten, der Diesel springt auf den ersten Drücker an und schmurrt wie ein Kätzchen. Alle Seeventile sind dicht, die Kühlung läuft, wir können ablegen.
Danach reiht sich die Serenità wieder am Steg B zwischen die anderen Segelschiffe. Poseidon kriegt auch einen feinen Schluck, Singel Malt. Nun mache ich aus der Baustelle wieder ein Segelschiff, das dauert wohl noch einige Tage.
Nach fast genau zwei Monat arbeiten, wird am Samstag 30. Mai das Deck geschliffen. Alle Unebenheiten und die schwarzen Sikafugen werden plangeschliffen. Jetzt sehe ich das neue Teakdeck zum ersten Mal. Es sieht toll aus, viele spezielle Einzelheiten, wirklich eine gute Schreinerarbeit. Habe Freue an neuen Deck.
Es müssen jetzt noch alle Beschläge und Anschlüsse für Diesel, Wasser und Abwasser montiert werden. Ich mach schon mal einen Termin für das Einwassern mit dem Kranmeister ab. Es soll der Samstag sein, denn gemäss «christlicher Seefahrt» darf eine Schiffsreise nicht am Freitag beginnen! Das bringt Unglück. So kommt die Serenità am Samstagmorgen 6. Juni zurück ins Wasser.
Die letzten Arbeiten werden noch am Werftsteg erledigt. Die Genuaschiene muss noch montiert werden. Diese Arbeit wird am Sonntagmorgen abgeschlossen. Dann endlich, Motor starten, der Diesel springt auf den ersten Drücker an und schmurrt wie ein Kätzchen. Alle Seeventile sind dicht, die Kühlung läuft, wir können ablegen.
Danach reiht sich die Serenità wieder am Steg B zwischen die anderen Segelschiffe. Poseidon kriegt auch einen feinen Schluck, Single Malt. Nun mache ich aus der Baustelle wieder ein Segelschiff, das dauert wohl noch einige Tage.Die Ankerwinsch muss auch noch montiert werden.
So jetzt haben die anderen Segler Zeit das schöne Deck zu bestaunen.
Nach über zwei Monaten arbeiten auf dem Segelschiff wurde es nun langsam Zeit, auch wieder mal zu segeln. Murat hat sein Schiff startklar und auslaufen darf man seit zwei Wochen auch wieder, «nach» der Covid-19 Krise.
So starten wir beide am Montagmorgen unseren Trip nach Kekova, das 20 Meilen südwestlich von Finike liegt und ein Touristen-Hot-Spot hier an der Küste ist. Kekova liegt versteckt hinter der grössten, unbewohnten türkischen Insel (alle andern Inseln sind Griechenland zugesprochen worden) in einer geschützten Bucht. Hier hat sich die türkische Marine im 2. Weltkrieg versteckt. Touristen finden wir keine, da noch Ausgangssperre für die Ausflugsschiffe ist. Aber alle Gültes liegen bereit zum Auslaufen, dann ist hier die Hölle los.
Wir geniessen die Abgeschiedenheit in den ruhigen, bewaldeten Buchten und faulenzen zwei Tage. Nur einen Fussmarsch durch die ausgetrocknete Landschaft unternehmen wir, es geht vorbei an tiefen Grundwassertümpeln mit den grössten Mönchspfeffersträuchern die ich je gesehen habe. Alte Brunnen sind noch zu sehen, die hier vor Urzeiten gegraben wurden. Wir sind auf dem lykischen Wanderweg. Nach dem Marsch gibt bei der urigen Taverne am Ufer einen Cay und der Wirt lädt uns zum Ueberwintern an seinen Steg ein, ist im wohl zu langweilig hier allein in der Pampa.
Am Abend bruzelt Murat unser Nachtessen auf dem kleinen Holzkohlengrill, es gibt viel Gemüse und noch mehr Fleisch. Dazu natürlich Bier und Raki.
Am Mittwochmorgen gibt’s den ersten Kaffee schon vor 6 Uhr, genau bei Sonnenaufgang. Bald danach starten wir den Motor und es geht raus aufs Meer, wo die Segel gesetzt werden und wir zurück nach Finike segeln. Neu motiviert für das Werken am Schiff.
Endlich ist es soweit, das letzte Stück Teakholz wird eingelegt. Nun ist aber ein grosser Schritt gemacht. Als nächstes werden die gröbsten Unebenheiten mit der Schleifscheibe ausgeglichen. Danach kommt der Primer in die Fugen und mit der Presse wird das Sikaflex No. 290 in die Fugen gepresst. Ab jetzt heisst es 9 Tage warten, damit das Silka-Fugenmittel gut durchtrocknet. Das Ausfugen wurde immer kurz vor Sonnenuntergang gemacht, da der schwarze Sikakleber keinen Sonnenschein verträgt. Es war aber so heiss, dass ich bedenken hatte, ob das gut kommt. Fast 40 Grad an den Tagen als die Fugen gefüllt wurden. Da hat der provisorische Schatten die Temperaturen an Deck etwas erträglicher gemacht. Ramadan war es auch noch, das heisst nichts essen und nichts trinken von Sonnenaufgang bis Untergang, da waren die beiden Schreiner manchmal an ihren körperlichen Grenzen. (Selber Schuld, das ist wirklich ungesund)
Nach 9 Tagen wurde das überstehende Sika mit dem Stechbeutel weggeschnitten. Nochmals zwei Tage warten, dann kann das Deck geschliffen werden und das Resultat der ganzen Arbeit wird sichtbar. Eine massive Fussleiste ist seit ewig defekt, nun wird diese Fussreling auch erneuert.
Ich war in der Zeit natürlich auch nicht nur am Faulenzen. Ich hab das Unterwasserschiff angeschliffen und gespachtelt und mit Primer behandelt. Zu guter Letzt ist jetzt auch das dunkelblaue Antifouling gestrichen. Geb mir Mühe, dass ich mit meinen Arbeiten auch fertig bin, wenn die Schreiner das Deck fertig haben.
Historisches, Kultur, Sport, nicht viel davon hab ich gefunden in der Stadt Finike. Aber einen langen Sandstrand, viele Moscheen, viele Glas- und Plastikhäuser für die Gemüseproduktion, einen wunderbaren Ausblick in die nahen Berge, wo noch immer der letzten Schnee liegt, keine Touristen und den lykischen Fernwanderweg, das bietet Finike.
Ich weiss nicht sehr viel von Finike zu erzählen, es ist eine türkische Kleinstadt am Meer, in der alles zu finden ist was zum Leben notwendig ist. Ein Bushof, neue Verwaltungsgebäude, ein neuer grosser Spital, eine Markthalle, wenige Hotels, Wohnquartiere mit holprigen Strassen und oberhalb der Stadt viele Häuser die etwas unsicher am Berghang stehen. Es ist keine schmucke Stadt, einige modere Häuser versuchen das armselige zu übertönen. (little Babylon, das passt auch für hier). Kaum sind die Häuser fertig sieht man schon den Alterungsprozess. In den Gassen im Stadtzentrum fand ich noch einige antike Häuser, viele unbewohnbar, doch erhaltenswert. Hoffentlich findet sich ein Liebhaber dafür.
Ausserhalb vom Zentrum entdeckte ich ein Areal mit konfiszierten Motorrädern, hunderte stehen in Reih und Glied, ich weiss nicht auf was die warten, den Schreder oder ??? So modernisieren sich hier die Motorräder, von unsicheren Hondas zu neuen Elektromotorrädern die hier lautlos rumkurven.
Finike ist ein Stadt in der ich mich schnell wohl fühlt habe, keine Hektik, kein Trubel, einige Parks und die Flüsse haben breite Promenaden zum Spazieren, es sieht gepflegt aus. Da genug Wasser vorhanden ist werden die Pflanzen und Palmen bewässert so ist es schön grün hier.
Mal sehen, ob das Leben in der Stadt nach der Corona-Krise anders ausschaut, wenn der Biergarten am Hafen wieder offen ist.
Nach mehrmaligen Service, ausbauen und wieder einbauen, war die Ankerwinsch dann doch kaputt. Das Getreibe hat nur noch gerumpelt, wenn der Motor lief. Da mussten meine Gäste die Ankerkette mit dem Bizeps raufkurbeln.
Nun hab ich eine neue Winsch gekauft und nach Griechenland mitgebracht. Fast am letzten Tag im Hafen in Limni finde ich einen Mechaniker der Erfahrung mit dem Einbau hat und am Mittag schon auf dem Schiff ist und die alte Winsch abmontiert. Säm, vom Segelschiff "Flying Lobster" freut sich über den 12 Volt Motor, der ist ja noch gut im Schuss.
Neue dicke Batteriekabel werden an den starken Motor angeschlossen und das Relais verkabelt. Beim Probelauf ist es noch falsch rum, rauf statt runter.
Zum grossen Glück sind die Befestigungsschrauben exakt an den selben Stellen wie beim alten Motor, Kettendurchlass durchs Deck auch. Oh Wunder, denn die Winschen sind nicht vom selben Hersteller!!! oder doch?? So mussten keine neuen Löcher gebohrt werden.
Nun konnten die beiden Teil zusammen geschraubt werden, der Motor unten im Schiff und die Winsch oben an Deck.
Abends um 20 Uhr war die Arbeit beendet, der Anker an die Kette anschlossen.
Der Schutzheilige der Seefahrer bleibt nun vorne im Schiff und schaut, dass die Ankerwisch immer zuverlässig läuft und läuft .......
Wie bin ich froh, ein grösseres Projekt abgeschlossen, das hätte ich selber nicht machen können, kann kein Strom-Schema lesen und hab auch keine Presszange und dicke Batteriekabel an Bord. Da hat Lefteris einen guten Job gemacht, immer mit der Ruhe, siga, siga ...
Sonntagsausflug. Am Sonntagmittag fahren die Griechen in ihr Lieblingsrestaurant und verbringen dort den ganzen Nachmittag mit essen und trinken und zusammensein. Der Tradition schliesse ich mich an, ich schwinge mich aufs Brompton und fahre der Küstenstrasse entlang Richtung Kloster Galataki. Nach 3 km komme ich an einen Siedlung, die liegt an einem kleinen Tobel mit einem Bach, der glasklar bis zum Meer über die Steine sprudelt. Hier gibts eine Taverne und auch ein grössere Kapelle. An der Taverne komme ich nicht vorbei, es gibt feine, gegrillte Kalamari, Spinat, Salat und natürlich Weisswein.
Danach gehts nochmals 4 km weiter, bergauf und ab, musste das Velo oft schieben. Fantasievolle griechischen Leitplanten gab es auch an gefährlichen Stellen. Der Blick über den Berghang raus aufs Meer, wo die Windböen mit dem Wasser spielen ist eindrücklich. Nach vielen Kurven bin ich beim Kloster angekommen, die Pforte war verschlossen, aber der heilige Nikolaus, Schutzpatron der Seefahrer hat mich begrüsst. Der Rückweg war genau so anstrengend, denn, wo er vorher runter ging geht es jetzt berg......!
Die Ruhe und die abwechslungsreiche Landschaft mit den vielen Blumen hat die Anstrengung belohnt.
Heute gehts endlich ins Wasser mit der Serenità. Sie glänzt wie neu. Früh am Morgen um 8 Uhr, wenn es noch windstill ist, wird das Schiff zum Strand gezogen. Dort wird ein langer Ausleger zwischen Trailer und Bagger montiert. Dann gehts weiter ins Meer hinein, bis das Schiff schaukelt. Nun noch den Motor starten und die Vorleinen lösen und schon schwimmt das Schiff runter vom Hänger.
Kalo taxidhi! Gute Reise!
Ungewohnt für mich, wie sich das Schiff plötzlich bewegt, nach langer Zeit auf dem harten Boden. Bald aber verbindet sich das Innere mit den Elementen, man wird eins mit dem Schiff und seinen Bewegungen und Geräuschen.
Der erste Abend am Ankerplatz. Posaidon passt auf.
Darauf habe ich schon lange gewartet und nun ist sie auf dem Schiff. Eine Chromstahlkette von Ketten-Wälder.
Obwohl erst 5 Jahre alt, ist die verzinkte Kette aus Mailand ein kleiner Rosthaufen. Man könnte, wenn man wollte die Kette neu verzinken, dann sieht sie für einige Zeit wieder besser aus. Aber mein Traum war ein Chromstahlkette die mir das Vorschiff nicht immer rostig macht.
Ketten-Wälder ist nur 20 Km von Christine und Rosenheim entfernt und zufällig habe ich die Firma in Bad-Endorf gesehen. Gehört habe ich schon viel davon, es sind die besten Ketten. Zuverlässig, alle Glieder kontrolliert. Nix aus China oder der Türkei.
Peter Roth, Yachtbau, hat mir die Kontakte geknöpft, als Schweizer musste ich die Kette via Prag, Tschechische Republik, kaufen. Das war sogar viel günstiger als direkt beim Hersteller in Bayern.
Das habe ich schon im Dezember eingefädelt, im April hab ich dann in Bad-Endorf angerufen und die Kette zu "meinem" Spediteur Eberl schicken lassen.
Erstmal bin ich erschrocken, eine so grosse Schachtel, da sind ja 500 Meter Kette drin, doch die Schachtel war fast leer, so haben wir bei Eberl, die stabile Schachtel mit vielen anderen Sachen aufgefüllt.
8 mm dick, 70 Meter lang und 98 kg schwer ist sie, Bruchlast 3'200 kg.
Ab jetzt macht das Ankern noch mehr Freude.
Die Serenità ist schon etwas in die Jahre gekommen und braucht immer wieder eine Auffrischung. Dieses Jahr muss ich den Gasherd austauschen, das ist dringend nötig, ich will ja nicht plötzlich in die Luft fliegen, hab dem alten nicht mehr vertraut. So wurde ein neuer Herd aus Italien bestellt und direkt nach Limni geliefert.
Für viele andere Sachen, habe ich einen Spediteur in Deutschland gesucht, am Liebsten in Rosenheim. Das war als Privatperson in Rosenheim nicht möglich, aber mit der Firma Eberl in Nussdorf habe ich einen tollen, perfekten Transporteur gefunden. Mit Vanessa als Ansprechpartnerin wars ganz unkompliziert.
Zu Eberl hab ich vieles liefern lassen: Die Rettungsinsel und Notsignale aus Schleswig, ein Batterieladegerät aus München, eine Chromstahlkette aus Bad-Endorf und eine neue Batterie aus Raubling bei Rosenheim. Die Batterie ist "Gefahrengut" die haben Christine und ich selber zu Eberl gebracht, die durfte nicht eingelagert werden, sondern musste direkt auf den LKW. Zusätzlich habe ich noch viele Kleinigkeiten abgegeben, Vorhänge, Wasserfilter, .... usw. Nun war alles in guten Händen, die Sendung konnte spediert werden. Lieferzeit ca. 10 Arbeitstage. Pünktlich am 24. April ist der Spediteur bei der Werft vorgefahren und die schwere Sendung konnte vor dem Schiff abgeladen werden. Toll, wenn alles so reibungslos funktioniert.
Als erstes musste nun der reparierte Wassertank ins Schiff, damit die Bodenbretter wieder platziert werden konnten. Dank der Mithilfe von Säm und Eelco war diese knifflige Massarbeit aber in einer Stunde geschafft. Nun musste nur noch die alten Sachen runter vom Schiff und die neuen rauf. Dank den Grossschotumlenkrollen war das rauf und runter relativ einfach.
Nach einem entspannten, abwechslungsreichen Winter am Bodensee bin ich den Zugvögeln entgegen, nach Süden geflogen. Um 22. Uhr lande ich in Athen, mit der U-Bahn gehts dann in die Stadt, bis zur Station Monastiraki, mitten im Zentrum. Da gibts viele Hotels im Quartier Psiri. Ich finde das Hotel Evripides, es liegt zentral und hat eine Terrasse on top. Da gibt es am Morgen ein tolles Frühstück und herrliche Sicht über Athen, von der Akropolis bis nach Piräus.
Einen Tag verbringe ich in der Stadt, schlendere rund um die Akropolis, vorbei am Fischmarkt, zum Syntagma Platz mit dem Parlament, durch den National Garten mit dem vielen Palmen, am Akropolis Museum vorbei zurück zum Monastiraki Platz und wieder eintauchen in die Altstadt. Viel Zeit verbringe ich am Antiquitätenmarkt, kann nicht wiederstehen dies und das zu kaufen. Beim Juwelier aus Austria entdecke ich ein kleine Ikone, im Kloster Agios Anna handgemalt und beim Trödler kann ich einem Weihrauchgefäss nicht wiederstehen. Da und dort gibts einen Kaffee und ein Glas Wein, der Tag ist schnell vorbei.
Das Segelerjahr 2022 geht zu Ende, es waren viel tolle Seglertage, viele Tage mit Sturm und Tage mit Herausforderungen. Nicht immer hat alles funktioniert auf der Serenità, der Wassertank hat ein Leck, die Ankerwinsch ist defekt, die Toilette hat ein Leck und der Gasherd ist nicht mehr save. Vieles was es zu organisieren gibt über die dunklen Wintertage.
Heute Montag hat sich der Südwind beruhigt, die Wellen sind verschwunden, so kann die Serenità am Strand von Limni ausgewassert werden. Ich muss nahe ans Ufer fahren, und dort auf eine Laffette welche mit einem Trax ins Wasser geschoben wurde. Da wird das Schiff mit keinem fixiert und mit Leinen gesichert. Dann zieht der Bagger das Schiff aus dem Wasser. An Land wird das Schiff auf Stahlstützen abgesenkt und ist so sehr gut für den Winter platziert.
Nun kann ich mit dem Ausbauen des lecken Wassertanks beginnen. Eelco und Sami helfen mit, es ist Massarbeit, der Tank passt haargenau zum Niedergang raus. Zum Glück hatte ich gute Helfer die den Tank dann auch sofort zum Schweissen wegbrachten.
Nun ist Baustelle auf dem Schiff. Aber schon bald ist ja auch mein Rückflug in die Schweiz. Nur noch den Motor einwintern und das Schiff mit der Plane zudecken.
Es ist sehr ruhig auf der Werft, kaum ein Segler ist noch hier. Ich hoffe die Serenità kommt gut durch die Winterzeit. Ich werde die Zeit in der Schweiz vor dem Kachelofen geniessen und neue Pläne schmieden.
Zum Abschied schäumt das Meer nochmals am Pier von Limni, so leicht soll ich wohl die Gewalten der Natur nicht vergessen.
Hier in Chalkis ist das Nadelöhr zwischen der Insel Euböa und dem Festland, nur ca 30 Meter trennen die beiden Ufer. Das Meerwasser strömt wie ein Fluss unter der Brücke durch, es fliesst 6 Stunden nach Norden, dann wieder 6 Stunden südwärts, das ist einmalig auf der Welt. Wieso das so ist, wussten die alten Griechen nicht, sogar Aristoteles hat sich den Kopf darüber zerbrochen und ist dann einfach reingesprungen. Heute weiss man, dass es mit den Strömungen des Meeres zusammen hängt.
Wir nutzten die Wartezeit im Hafen bis die Brücke mitten in der Nacht öffnet und waschen die Segel, die Leinen, das Dinghi und den Aussenborder. Am Abend verlässt uns Dominique, er fährt mit dem Zug nach Athen. Jürg und ich ankern vor der Brücke und warten bis wir von der Küstenwache aufgerufen werden und die Ampel an der Brücke auf grün umstellt. Dann gehts im Krabbelwasser durch die schmale Passage. Wir fahren weiter durch die mondlose Nacht, bis Limni, wo wir um 03.45 Uhr im kleinen Hafen ankommen.
Limni ist eines der schönsten Dörfer von Euböa, es hat eine schöne Promende einen Dorfplatz unter der grossen Platane mit vielen blauen Stühlen und Tischen und Tavernen wo Ouzo, Wein und Essen, auch leckeren Oktopus, serviert wird. Wegen dem aufkommenden Südwind ist das Auswassern der Serenità nicht möglich, so geniessen Jürg und ich die beiden regnerischen Tage im Hafen, Abend gehts in die gemütliche, alte Dorfbeiz zum Essen. Für Jürg endet hier der aufregende Segeltörn, er nimmt den Bus und Zug zurück nach Athen.
Heute kanns weiter gehen, nordwärts, gemäss Windprognose solls nur noch im Süden von Tinos stürmisch sein, weiter nordwärts soll der Wind abflauen. Mal sehen. Wir legen früh am Morgen ab, gestärkt mit Kaffee und Müesli.
Noch im Hafenbecken setzten wir das Grosssegel, ein Reff machen wir rein, der Wind pfeifft jetzt schon durch die Wanten und Segel. Draussen vor der Küste dreht es so richtig auf, nun gibts keine Möglichkeit mehr, noch ein Reff rein zu machen, es bläst zu stark, vielleicht würden die Segel reissen. So gehts am Limit mit der Segellast durch die Wellen und die Böen. Wir wechseln uns ab beim Steuern, geniessen die salzige Gischt im Gesicht und freuen uns, wenn aus der Küche ein saftiges Sandwiche gereicht wird und mit einem Mythos spülen wir das Salzwasser die Kehle runter. Der Wind begleitet uns bis in den Norden von Tinos, in der Meerenge zwischen Tinos und Andros, dreht der Wind sogar nochmals auf. Jetzt haben wir zwei Reff im Grosssegel. In der Spitze messen wir über 40 Knoten Wind.
Nun sehen wir schon die Insel Euböa, der Wind dreht, so können wir sogar den Genacker setzen. Wir müssen der Küstenwache ausweichen, die suchen einen Fischer der ertrunken ist. Ein Helikopter kreist immer wieder über uns.
Wir wollen zur kleinen Insel Megalonisos, die liegt im Süden vom Euböa-Kanal. Für die letzten Meilen brauchen wir den Motor und kommen bei Sonnenuntergang am Ankerplatz an. Das war ein langer, anstrengender Tag, über 50 Meilen.
Am nächsten Morgen ist der Wind weg, wir starten die Maschine und motoren zwischen Euböa und dem Festland nordwärts, plötzlich begleiten uns einige Delfine, sie springen vor dem Schiff und tauchen unter uns durch, ein tolles, seltenes Erlebnis.
Am Nachmittag fahren wir unter Autobahnbrücke durch und bald danach erreichen wir Chalkis. Da finden wir einen Liegeplatz im Hafen. Leider öffnet die Brücke, welche an der schmalsten Stelle Euböa und das Festland verbindet heute Donnerstag nicht, es ist schon Winterbetrieb. So haben wir einen Tag Zeit im Hafen die Segel und Leinen zu waschen und die Serenità auf den Winter vorzubereiten.
Der stehte Nordwind hat etwas nachgelassen, good by Syros, wir reffen die Segel und segeln hart am Wind nach Nordost, rüber zur Insel Tinos. Die Serenità läuft wunderbar, Tinos ist nur 13 Meilen von Syros entfernt, doch ganz so kurz und einfach ist die Überquerung dann doch nicht. Es gibt Strömungen zwischen den beiden Insel, wir steuern durch Kreuzseen und drehende Winde, wir müssen sogar Aufkreuzen. Dann vor Tinos rauschen die Fallwinde den Bergrücken herunter, der Wind dreht auf bis 33 Knoten. Erst im Hafen können wir das Grosssegel bergen, da ist es etwas ruhiger. Wir können am Pier ankern und mit den Festmacherleinen hilft uns ein Hafenmitarbeiter. Der Anleger schmeckt heute besonders, es war ein herrlicher Segeltag mit kräftigem Wind, die Serenità hat uns sicher nach Tinos gebraucht. Die Wolken am Abendhimmel verheissen nichts Gutes für den naächsten Tag.
Wir machen einen Hafentag, da der Wind nochmals zugelegt hat. So haben wir Zeit die Stadt kennen zu lernen. Tinos ist bekannt als Walfahrtsort, die Wunderkirche steht am Ende der langen breiten Strasse. Hierher pilgern die ortodoxen Griechen, überall gibts Kerzen und Ikonen zu kaufen. Am rechten Strassenrand gibts einen endlos langen Teppich, der ist da, damit die Pilger keine Löcher an den Knien bekommen.
In einer Taverne lernen wir ein deutsches Paar kennen, welches hierher ausgewandert ist. Sie erzählen, dass sich das Leben in Tinos nach dem Wind richtet, nur wenns nicht stürmt, kann man wandern gehen, im Garten oder am Haus arbeiten. Das Auto muss auch so parkiert werden, dass die Türe beim Öffnen nicht abgerissen wird. Ja Tinos liegt mitten in der Ägäis, da bläst im Sommer der Meltemi, dieses Jahr 60 Tage ohne Pause und im Herbst der Nordwind.
Draussen auf dem Meer stürmts, besser wir segeln die nächsten zwei Tage nicht, vorallem nicht nordwärts. So mieten wir uns in der Stadt ein Auto und kurven über die Berge an schöne Strände und zu kleinen Ortschaften.
Wir entdecken den kleinen Hafen von Finikas und die tolle Badebucht von Kini. Wir geniessen die beiden Tage mit Schwimmen und einer Inselrundfahrt, fein Essen, Einkaufen und für einen Spaziergang durch die Altstadt von Ermoupoli. Syros ist eine karge Insel, der Wind peischt über die Berghänge, nur in den vielen Buchten und Tälern ist es grün, da wachsen Tamarisken und Olivenbäume. Es soll die schönste Insel sein, aber wer weiss vielleicht ....
Wir sind ja im Urlaub, gesegelt wird dann wieder, wenn der Wind etwas nachlässt. Es gibt so viele schöne Ecken, Gassen und Winkel zu entdecken in der Stadt Ermoupoli, die Stadt war früher vermögend, die breite Promenade vor dem Rathaus zeugt davon und auch die vielen Herrschaftshäuser. Was auffällt, die Stadt ist sehr sauber, die Menschen hier sind achtsam mit dem Abfall und sind auch stolz drauf, es ist ihnen bewusst, dass es hier viel sauberer ist als anderswo.
Der Blick von der Altstadt über die Stadt aufs weite Meer bleibt uns noch lange in Erinnerung. Zum Glück hat uns Aeolus zu zwei Tagen verweilen auf der Insel Syros gezwungen.
Eine lange Nacht wars in Mykonos, Jürg feierte mit uns seinen Geburtstag. Die ansonsten überfüllten Gassen waren leer. Mykonos schläft schon. Die Kreuzfahrtschiffe ankern vor dem Städtchen.
Sobald wir die Hafengebühren von 12 Euro beim Hafenmeister bezahlen konnten, legen wir ab. Wir haben den Segen des Hafenmeisters, er meint, heute gehts noch um nach Syros zu segeln, ab Morgen ist für zwei Tage Sturm.
Also Leinen los und Genua ein Stück ausgerollt. Wind und Wellen schieben uns an Tinos vorbei Richtung Syros, wir haben fast zwei Meter Wellen, ab und zu Kreuzseen, da wird die Serenità mächtig durchgeschüttelt. Diese entstehen wegen den Strömungen südlich von Tinos. Nach 22 Meilen segeln rein in das grosse Hafenbecken von Emporio, der Hauptstadt von Syros. Schon von Weitem sieht man die beiden Kirchen, die auf den zwei Hügeln trohnen.
Wir legen uns an den Stadtpeer, bald kommt der Hafenmeister vorbei, er meint mich zu kennen, ich war ja schon ein paar mal hier. Er rät uns, da wir wegen dem Starkwind zwei Tage nicht auslaufen werden, die Serenita in den alten Yachthafen zu verlegen, da es im Hafenbecken zu starken Schwell geben wird. So bleiben wir bis am nächsten Mittag. Es ist Ochi-Tag, ein Feiertag, weil die Griechen zur Kapitulationsanfrage von Mussolini Nein gesagt haben. Mit Musik und Umzug wird auf dem Dorfplatz gefeiert und danach gibts leckeres Mittagessen in der Hafentaverne. Dann verlegen wir die Serenità in den alten Yachthafen, hier liegen wir hinter zwei Wellenbrechern geschützt und Gratis ist der Platz auch, es gibt auch kein Wasser und Strom. Es ist sicher hier, aber sehr verlottert.
Die Sonne scheint schon früh über die flache Insel Levita, nach dem zweitenKaffee legen wir ab, es sind ca. 31 Meilen zur Insel Donousa, die westlich von uns liegt. Der Wind kommt uns wieder auf die Nase und wir kreuzen auf, es macht Freude so unterwegs zu sein, wir wechseln uns ab beim Steuern. Mit der Kreuzerei brauchen wir bis kurz vor Sonnenuntergang bis wir in eine tiefe Bucht im Nordosten der Insel einlaufen und dort ankern. Es gibt Thunfisch zum Znacht, mmmh. Die Abende sind immer gesellig, wir Pokern und die Stimmung wäre noch besser, wenn das Bier nicht bald zu Neige gehen würde und ich einmal ein gutes Blatt hätte.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne ins Cockpit und wir lassen uns von der goldenen Strahlen wärmen. Heute scheint es bis Naxos nicht so weit zu sein, doch der Wind fordert uns wieder heraus, an der Nordspitze von Naxos, flaut der Wind ab und wir starten den Diesel, wir sind in ein anderes Windsystem reingesegelt.
Naxos ist eine kleine Stadt, eine Festung überragt den Hafen und die vielen Häuser unterhalb der Burg lassen nur schmale Gassen frei. Wir lassen uns Zeit mit der Besichtigung der alten Stadt und entdecken einen speziellen Laden, wo wir Käse, Oliven und getrocknete Früchte einkaufen. Das Angebot ist riesig, Körbe, Gewürze, Küchengeräte und vieles mehr.
Am späteren Morgen legen wir ab, es sind ja nur 20 Meilen bis Mykonos, Wind hats auch nicht gemäss Prognose.
Doch mit dem Wind haben wir uns getäuscht, er weht uns direkt von Norden entgegen, wieder aufkreuzen und damit wir nicht im Dunkeln ankommen, müssen wir die letzten 9 Meilen motoren. Gegen den Wind und die Wellen in der Passage zwischen Mykonos und der Insel Delos. Wir (der Volvo-Penta) schaffts kurz vor Sonnenuntergang in die Marina von Mykonos. Der Seajet ist besser motorisiert, der fliegt fast übers Meer.
Wir haben was grösseres geplant, wir werden 300 Meilen nach Nordwesten durch die Ägäis segeln bis rauf in den nördlichen Teil der Insel Euböa.
Jürg und Dominique kommen nach Kos, die Serenità liegt im Mandraki Hafen, der liegt mitten in der Stadt. Der Wetterbericht hat starken Nordostwind angesagt, so bleiben wir zwei Tage hier. So haben wir Zeit die Altstadt und die Ruinen der Griechen und Römer zu besichtigen. Wir bestaunen die riesige Platane unter welcher Hypoktates seine Schüler unterrichtet hat, gönnen uns eine grosse Portion Gyros und ein eiskaltes Mythos.
Am nächsten Tag mieten wir ein Auto und besichtigen die heissen Quellen am Ufer, schwimmen im Meer und geniessen die Sonne. Weiter gehts mit dem Auto in die Berge von Kos, immer wieder haben wir einen herrlichen Blick aufs Meer, rüber an die türkische Küste. Lecker Mittagessen gibts dort oben im Dorf Zia.
Nach der Fahrt durch die Berge und Wälder gehts runter an die Küstenstrasse, dort im Supermarkt kaufen wir die Regale leer, wir bunkern für die nächsten paar Tage, nur die Berechnung des Bierkonsums hat nicht gestimmt.
Endlich am 22. Oktober legen wir in Kos ab, setzen die Segel. Der Nordwind bläst, wir segeln zur Südseite von Kalimnos, dort in der grossen Bucht setzen wir den Anker.
Am nächsten Tag kreuzen wir gegen den Nordostwind zur Insel Levitha, es sind fast 30 Meilen wir sind den ganzen Tag unterwegs, kurz vor Sonnenuntergang machen wir an einer Boje fest. Ein Fischerboot kommt auch in die geschützte Bucht, wir winken den Fischern, sie legen sich neben uns und wir kaufen einen riesigen Bonito, der hat sicher 4 Kilo, das gibt Thunfisch für die nächsten Tage.
Wind und Wetter werden uns noch herausfordern, doch Abends, finden wir immer Zeit zum Kochen und fein Essen, entweder griechisch in der Taverne oder aus der Bordküche.
Es klappt mit den Flügen von Linda und Fabio sie kommen nach Samos und zurück gehts von Kos, am 11. Oktober treffen die beiden in Samos ein. Ich zeige ihnen die schönen Einkaufsstrassen mit den bunten Souvenirs und das Monument von Pythagoras, viel Zeit haben wir nicht, denn der Wind steht günstig, wir wollen kurz nach Mittag ablegen. Rasch die Crewliste bei der Küstenwache ändern, Früchte und Gemüse einkaufen und schon legen wir ab.
Der erste Schlag ist nach Agathonisi, der Posaidon meint es gut mit uns, 18 Knoten, wir sind schon am späteren Nachmittag in einer ruhigen Ankerbucht.
Linda hat schon viel Segelerfahrung, für Fabio ist alles neu, doch er macht sich gut, ist interessiert und steuert sogar ab und zu.
Wir haben es gut, der Nordwind bringt uns von Insel zu Insel, Arki als nächstes und dann nach Lipsi. Dort bleiben wir zwei Tage, da der Wind zu stark weht. Wir mieten Motorroller und umkurven die Insel. Den beiden macht das mächtig Spass.
Die nächste Ankerbucht liegt im Südosten von Leros. Wir ankern am Strand und rudern ans Ufer. Ein langer Spaziergang rauf zu den Windmühlen und zur mächtigen Burg tut gut, nach dem vielen Sitzen auf dem Schiff.
Die Burg ist schon geschlossen, die Saison ist vorbei. Wir geniessen die Aussicht bis zur türkischen Küste und die Inseln des Dodekanes.
Von Leros segeln wir gemütlich südwärts nach Kalimnos, zuerst nach Vathi dann in die Stadt Kalimnos. Leider gibts keine Roller zu mieten, die Ausweise werden zu genau kontrolliert, so nehmen wir den Bus und fahren an die Westseite von Kalimnos, dort, im Mekka der Kletterer, gibts die tolle Sicht rüber zur Insel Telendos.
Nun sind die Segelferien der beiden Jungsters schon fast vorbei. Nur noch rüber nach Kos. Endlich auf dem letzten Schlag beisst doch noch ein Bonito an, Fabio hats immer wieder versucht, doch anbeissen wollten die Fische bis jetzt nicht.
Hier im alten Hafen von Kos, erkunden Linda und Fabio die Stadt und den Strand mit dem Velo. Der Koffer wird im letzten Moment gepackt! Wir hatten eine gute Zeit zusammen, haben viel gelacht, Karten gespielt und einfach die Zeit genossen.
Nun noch Diesel nachtanken für die Reise quer durch die Ägäis.
Nach der Besichtigung der Stadt Patmos, lichten wir am frühen Nachmittag den Anker und fahren zu einer Bucht die geschützt hinter einer Insel liegt. Wir ankern und sind ganz alleine. Nur ein Ziegenzüchter wohnt auf der Insel und zwei Tamariskenbäume stehen am Ufer. Wir sehen die Chora und das Johanniskloster von Patmos von der Rückseite. Vor uns sehen wir einen riesigen Monolith, der steht am Ende einer sandigen Landzunge. Da wollen wir raufklettern, wir hoffen, dass ein Pfad raufführt.
Am nächsten Morgen rudern wir mit dem Dinghi rüber ans Ufer von Patmos, die Yogamatten sind auch dabei. So halten wir uns fit und beweglich. Dann suchen wir den Zugang zu Aufstieg auf den mächtigen zerklüfteten Felsen. Durch die vielen Höhlen haben wir immer wieder einen anderen Blick aufs Wasser und Beach.
Mit kraxeln kommen wir oben an, die raue Fels ist griffig so besteht keine Absturzgefahr. Wir geniessen den Rundumblick von zu oberst.
Das war doch ein Erlebnis, nun kanns weiter gehen, zu nächsten Bucht von Patmos.
Mit dem immer stärkeren Südwind sind wir via Leros nach Patmos gesegelt. Nur das Grosssegel war gesetzt, doch das war genug, bei dem achterlichen Wind, Segler was willst du mehr, nordwärts mit dem Südwind.
So erreichen wir am Nachmittag die Insel Patmos und legen am Pier mit Anker und Heckleinen an.
Wir packen die Fahrräder aus, kurven dem Hafen entlang und erkunden den Stadtteil Skala der unten am Meer liegt. Im kleinen Zentrum gibts viele Touristen und natürlich die Shops mit den Klamotten, Christine sieht dies und das, doch gekauft wird nichts. Auch gut so.
Abendessen gibt's in einer Taverne in Skala, die Bedienung ist sehr freundlich in dem Familienbetrieb, trotz der vielen Touristen und full house.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus rauf zum Stadtteil Chora, die Fahrräder sind zusammengeklappt im Gepäckraum. Hier oben gehts zu Fuss durch die Gassen, es gibt so viel zu sehen, schmucke Herrschafts-häuser, 40 Kirchen und einige Klöster. Das berühmteste ist das Johnanneskloster, es wurde 1088 gebaut, mit den mächtigen Mauern aus dunkelroten Steinen trohnt es zuoberst auf dem Berg. Die Mauern sollen Schutz vor Piraten bieten. Wir sind überrascht wie viele schöne Plätze und Gassen und Klöster wir auf unserem Weg durch die Chora entdecken.
Durch die Hintertüre finden wir den Eingang zum Johanneskloster, eindrücklich die Ruhe im grossen Innenhof, die ehere düstere Kapelle mit den alten Fresken und Ikonen an den Wänden mahen seit über 1000 Jahren zu Andacht und Besinnung. Im Kloster leben immer noch Mönche die uns auf dem Rundgang begegnen.
Wir verlassen das Kloster und die Chora, finden unsere Fahrräder unten an der Strasse und sausen bergab. Auf halber Strecke zum Meer ist das Kloster der Apokalypse, hier hat der heilige Johannes im Jahre 95 in einer Felsengrotte seinem Schüler die Offenbahrung diktiert. Die Grotte ist heute in ein Kloster integriert, sie befindet sich im innern einer Kirche. Für die orthodoxen Griechen ist Patmos wegen der Grotte und dem Kloster des Johannes einer der wichtigsten Orte. Ich wünsche mir, dass diese Eindrücke von diesem Ort, das Spirituelle und die Schönheit noch lange in uns weilen.
Weiter gehts, der Nordwind hat sich beruhigt, wir segeln mit der Genua gemütlich von Lipsi an Leros vorbei nach Kalimnos. Schön, wenns mal beschaulich vorwärts geht, wir haben Zeit.
Unterwegs sammeln wir einige der grünen Plastiksäcke ein, die zu hunderten im Wasser treiben. Tierfuttersäcke.
Bis zur schmalen Bucht Vathy in Kalimnos sind es 21 Meilen, wir kommen am Nachmittag an, die Touristenschiffe aus Kos sind schon weg, es ist ruhig im Hafen. Wir schlendern durchs Dorf, sehen die vielen Naturschwämme die Kalimnos berühmt gemacht haben.
Auf dem Schiff gibts Hafenkino, wenn andere Segeler ihren Anker fallen lassen und umständlich hantieren. Doch plötzlich gibts Stress, ein Segler kommt schnell rückwärts direkt zwischen uns und meinen Nachbarn. Ich sprinte nach vorne, es gibt keinen Platz, ich kann nur noch Schreien, VORWÄRZ, das war knapp, nur Centimeter, der hatte wohl kurz einen riesen Blackout.
Am nächsten Morgen klettern wir den Berg hinauf, geniessen die Morgensonne über den Hafen, besuchen die Kapelle, deponieren unser Wünsche und ergänzen im Dorfladen unsere Gemüse- und Früchte-Vorräte.
Dann legen wir ab und umrunden auf der Südseite Kalimnos, bis wir am Ankerplatz zwischen Kalimnos und Telendos ankommen.
Der Nordwind hat uns bequem nach Lipsi segeln lassen, knifflig war nur das Anlegemanöver bei dem starken Seitenwind. Hier warten wir nun bis der Nordwind etwas schwächer wird. Die kleine, weiss gemalte Stadt mit ihren schmalen Gassen hat viele schmucke Ecken und oberhalb vom Hafen trohnt die Kirche mit den Doppeltürmen.
Am nächsten Morgen mieten wir uns Motorräder und starten zur Inselumrundung. Was gibts wohl alles zu sehen? Kapellen, Strände und viele Kurven, da macht das Fahren spass, wir sind auch fast alleine unterwegs.
Steil gehts runter zu einer kleinen Bucht mit Fischerbooten und der obligaten Kapelle. Danach halten wir an einem Sandstrand mit tiefblauem Wasser und da es genau 12 Uhr ist, gibts wie für den Schweizer üblich Mittagessen und ein halbes Kilo Weisswein, die Taverne ist ja nebenan und bietet herrliche Sicht aufs Meer.
Dann gehts weiter über die vielen Kuppen, vorbei an Olivenhainen und gepflügten, aber staubtrockenen Feldern.
Am nächsten Strand der wieder nur über Serpentinen erreichbar ist gibts, ein kühlendes Bad. Aus Natursteinen ausgebaute Wanderwege führen der Küste einlang, so kommen auch die Wanderer von Bucht zu Bucht.
Zurück in der Stadt erholen wir uns von der Fahrt bei Hafenwirt und geniessen das beschauliche Treiben am Hafen. Die Oktopus sind zu trockenen aufgehängt und runden das Bild vom griechischen Inselleben ab.
Christine ist für einige Wochen auf die Serenità gekommen, freut mich, dass wir wieder zusammen segeln und das Leben geniessen können. Wir haben Pytagorion verlassen und sind mit dem Südwind nach Maratokampo gesegelt. Hier haben wir die Fahrräder ausgepackt, die Gegend erkundet und den schönen mit flachen Steinen übersähten Strand genossen.
Nach zwei Tagen hat der Wind gedreht, es bläst am Morgen schon über den höchsten Berg von Samos runter. Die Böen sind ganz heftig. Wir geben Stefanos dem Segler mit den antiken Holzschiff aus Chios seine Fische zurück, er hat keinen Kühlschrank, viele dürfen wir behalten, wir haben sie gegen frische Feigen die wir auf der Fahrradtour gesammelt hatten getauscht.
Dann legen wir ab, wir segeln Richtung Südwest, vorbei an der zerklüfteten Insel Fourni und weiter nach Arki. Der Wind ist ganz kräftig, wir haben nur die gereffte Genua und rauschen mit 6 Knoten Fahrt nach Süden. In Arki sind die wenigen Plätze am Pier belegt. So gehts in die nächste Bucht zum Ankern. Nicht ganz einfach, die Bucht ist tief und am Ufer hat es viel Seegras, da hält der Anker schlecht. Doch nach dem zweiten Versuch fasst der Anker, auch bei dem starken Wind. Jetzt freuen wir uns auf die frischen Fische die uns Stefanos geschenkt hat.
Am nächsten Tag rudern wir an den Strand machen Yoga und marschieren nachher ins kleine Dorf. Wir richten Nikolas Grüsse von Jasmine aus, alle in der Taverne erinnern sich an sie und freuen sich über die Grüsse aus der Schweiz. Was das Smartphon alles möglich macht.
Am Abend essen wir in der Taverne bei der Ankerbucht, dort gibts den besten Oktopussalat. Der war vor drei Jahren schon lecker.
Am nächsten Morgen motoren wir die paar Meilen zur Nachbarinsel Marathi, dort können wir an einer Boje festmachen. Wie in jeder dieser Buchten ist auch hier das Wasser glasklar und karibikhellblau.
Auch Seebären müssen mal die Beine bewegen, so rudern wir ans Ufer und steigen auf den Ziegenpfaden den berg hinauf bis zur Kapelle und weiter bis zum Gipfel. Die Aussicht ist herrlich, unten schwimmt die Serenità und der Blick schweift rundum von Samos, Arki, Lipsi und im Westen Patmos. Die vielen kleinen unbewohnten Inseln sind Farbtupfer im blauen Meer. Was will man mehr............
Nach dem Abstieg gibts auf dem Schiff den Sundowner, dann gehts in die Taverne zu Pirates, auch ihm richten wir Grüsse aus der Schweiz aus.
Die Wetterprognose sagte für den Montag schwachen Wind voraus, erst gegen Abend gibts Nordwind, der uns nach Samos bringen wird. So entscheiden wir uns für einen Nachttörn, für den letzten grossen Schlag, rüber nach Samos. Es sind über 60 Meilen, das dauert wohl 12 Stunden.
Nach einem gemütlichen Spaziergang durch das Dorf Agia Ermioni, wo wir viele reife Feigen von den Bäumen pflücken und die letzten Vorbereitungen für die Nacht erledigen, legen wir am späten Nachmittag ab. Der Wind bläst schon kräftig, mit gerefften Segeln sind wir bei raumem Wind schnell unterwegs. Nach 19 Uhr wirds dunkel, die Lichter von den Ortschaften in Samos werden sichtbar, doch es dauert bis zum frühen Morgen bis wir noch im Dunkeln, in einer Bucht in Samos, vor Anker gehen und bis Tagesanbruch etwas Schlaf nachholen.
Zur Mittagszeit lichten wir den Anker und motoren die 6 Meilen nach Pytagorion. Hier endet unsere Reise, Arthur und Akke fliegen zurück nach München.
Es war eine abwechslungsreiche Zeit, wir hatten viel Wind, haben alle Tücken gemeistert und sind gut und glücklich in Samos angekommen.
Wer weiss, wo und wann wir uns wieder sehen, im Allgäu oder wieder auf der Serenità?
Wir mieten ein Auto und starten die Rundfahrt durch den Süden von Chios. Unser erster Stopp ist beim Kloster Nea Moni. Dieses Kloster liegt weit oberhalb der Stadt in den Bergen. Es wurde im Jahre 1045 erbaut und gehört zum Weltkulturerbe. Leider wurden viele der schönen Mosaiken von den Türken zerstört.
Es ist Sonntag, eine Ortodoxe Messe findet statt und wir horchen dem Gesang des Priesters. Nach der Zeremonie können wir die kürzlich renovierte Kirche besichtigen.
Weiter geht die Fahrt den Berg hinauf, bis wir in dem Bergdorf Avgonima ankommen. Wir schlendern zum Dorfplatz und lassen die Ruhe von diesem Ort auf uns wirken. Die Familie, welche die Taverne bewirtet, freut sich an den ersten Gästen, es ist Sonntag da werden noch viele Griechen kommen, das Lamm dreht sich schon am Spiess auf dem Grill.
Nun gehts runter ans Meer. Herrliche Buchten mit Sandstränden sehen wir, immer wieder die Genueser Wachtürme auf den Bergkuppen. Nach dem Baden und Mittagessen fahren wir nach Mesta. Dieser Ort ist wie eine Festung gebaut. Die Leute kultivieren hier seit hunderten von Jahren die Mastixbäume. Mastix ist das Harz dieser Bäume, welches zu Medizin und Kosmetik verarbeitet wird. Schon die Perser und die Römer haben Chios besetzt und das Mastixharz in ihre Heimatländer verschifft. Noch heute ist Mastix sehr begehrt und teuer. Es kann nur im Süden von Chios angebaut werden, da nur hier das Klima passend ist. Mastix ist das Kaugummi der Antike.
Es sind die drei Orte Mesta, Olympi und Pirgi, welche seit der Antike das Mastik handeln und veredeln. Alle drei Städtchen sind wie Festungen gebaut, damit die Piraten nicht eindringen und die Bewohner nicht illegal das Mastix schmuggeln konnten. Mesta hat uns beeindruckt mit den schmalen, kühlen Gassen, nur auf dem Dorfplatz war Platz für Geselligkeit. Die Häuser in Pirgi sind mit Kratzputz verziert, Muster in grau und weiss schmücken die Häuser.
Nun gehts zurück zum Schiff. Das war eine tolle Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft, durch schmucke Dörfer vorbei an traumhaften Stränden.
Noch eine Nacht vor der Disco wollen wir nicht erleben, darum laufen wir noch aus. Kurz bevor die Sonne untergeht ankern, wir vom Wind geschützt bei Agia Ermioni.
Der Wetterbericht hat Recht, ausserhalb der geschützten Bucht in Sigri bläst der Nordwind mit 30 Knoten. Wir segeln mit Raumwind und 7 Knoten Fahrt der Küste entlang zur Lagune Kallonis. Mal haben wir viel mal weniger Wind, je nach Beschaffenheit der gebirgigen Küste. Durch die Täler fegt der Wind immer stark.
Bald sehen wir die schmale Einfahrt zur Lagune. Tonnen begrenzen die Fahrrinne. Wir ankern vor dem kleinen Dorf Apothika, wir sind geschützt vor den Wellen, aber der Wind bläst auch hier ganz kräftig. Der Anker hält gut im Schlick, so gehts am später Nachmittag zur Taverne, die Fische, die Pommes und das Zaziki sind lecker.
Am nächsten Tag segeln wir weiter nach Plomari, wieder starker Wind, aber vor Plomari wirds so stürmisch, bis 40 Knoten peitschen die Wellen über die Serenità. Wir meistern den Sturm, jeder an Bord hilft mit, so bringen wir die Serenità sicher in den Hafen. Heute schmeckt der Campari besonders gut. In Plomari liegen wir ungemütlich, es schaukelt, die Festmacher knarren, das Schiff schlingert im Schwell. Wir besuchen die Ouzo-Destillerie und füllen die Hausbar wieder auf und abends essen wir unter der uralten Plantane im Dorfkern, es gibt Lamm aus dem Ofen.
Als der Meltemi nachlässt, verlassen wir die Insel Lesbos und segeln südwärts zur Insel Nisos Oinoussa. Der Wind hat nachgelassen, gemütliches Segeln, Arthur ruft zu Hause an, es sind alle glücklich, im regnerischen Allgäu und auch auf der Serenità. In Oinouzza besuchen wir das Schifffahrtsmuseum, reparieren den Teakrost vom Schiff, staunen und lauschen der hitzigen Diskussion der ehemaligen Kapitäne in der Taverne. Hier leben nur Seefahrer.
Am nächsten Tag segeln wir nach Langada auf Chios. Wir sind das einzige Schiff am Pier, kaum zu glauben, der Brexit? Die Briten sind wohl alle in der Türkei. Wir schlendern durchs Dorf, bis das Armband 6'000 Schritt anzeigt! Wir besuchen die ortodoxe Kirche, reich geschmückt mit Silber und Ikonen. Eine alte Frau gibt uns Feuer, damit wir unsere Kerze für eine gute Reise anzünden können. Sie erzählt sie uns lange von "ihrer" schmucken Kirche, wir verstehen kein Wort griechisch hören aber aufmerksam zu und hoffen sie lässt uns mit ihrem Segen weiterziehen.
Von hier geht's nach Chios Stadt, an die Partymeile, es ist laut, Strassenlärm und Disconacht.
Der Sommerurlaub in der Schweiz und Deutschland ist vorbei. Zurück auf dem Schiff freue ich mich die Reise zu den vielen wunderschönen griechischen Inseln. In den ersten zwei Wochen begleiten mich Arthur und Akke. Arthur hat Serenità Erfahrung, er ist das dritte Mal zu Besuch.
Wir starten in Mytilini, segeln der türkischen Küste entlang nordwärts bis wir drüben bei der Insel "Nisis Asproniso" wenden können. Hier liegen wir ruhig, das Wasser türkis blau und der "Anleger Drink" tief rot. Campari, klar doch. Akke, der erfahrene Segler und Smutje verwöhnt uns nicht nur an diesem Abend.
Nach dem Delikatess-Frühstück, legen wir ab und warten auf Wind, während wir nach Molyvos motoren. Es wird der einzige Tag sein, an dem wir keinen Wind haben. Nach 21 Meilen legen wir im kleinen Hafen, unterhalb der Stadt, mit der mächtigen Festung, die auf dem Hügel tront, an. Wir schlendern durch die steilen, schattigen Gassen, die ersten Souvenirs werden gekauft und wir schauen raus aufs Meer zum Horizont, dorthin wird es morgen weitergehen. Die vielen Fischrestaurants am Hafen locken uns, wir geniessen das Essen, den Wein und das Eis danach.
Nun gehts weiter nach Sigri, der Wind kommt wie vorhergesagt raumschots, segeln wir der Küste entlang, bis wir die Inseln vor Sigri sehen. Hinter dem Dorf, geschützt von den Inseln legen wir den Anker in den Sand. Wir waren schnell unterwegs, so bleibt uns noch Zeit, das Museum zu besuchen. Hier im Naturmuseum "Versteinerter Wald" erfahren wir von der Archäologie der Erde, von Vulkanen und Kontinentalverschiebungen. Eindrücklich sind die Baumstämme, die in der langen Zeit unter der Vulkanasche versteinert wurden.
Foça war mein nördlichster Ort in der Türkei. Das einstige und immer noch wunderschöne Fischerdorf liegt in einer verzweigten Bucht mit vorgelagerten Inseln. Ich hab eine Lücke am Pier gefunden und kann zwei Nächte bleiben, schön wieder mal vom Schiff zu steigen ohne zu rudern.
Der türkische Tourismus hat den Ort voll im Griff, doch die vielen Fischerboote gibts immer noch und die zahlreichen schattigen Gassen und Plätze strahlen eine zufriedene Ruhe aus. Nur bei den Eisverkäufern herrscht in der Nacht Gedränge, die Türken sind hier ganz scharf auf Eis, vielleicht ist es hier speziell fein. Viele prächtige Steinhäuser zeugen vom Reichtum der Stadt, sieht fast aus wie in Griechenland, vielleicht haben einst die Griechen diese Häuser gebaut. Ist ja noch nicht allzulange her, seit die letzten Griechen aus Kleinasien deportiert wurden.
Am Markt sieht des dann wieder ganz türkisch aus, Gemüse und Früchte in allen Sorten und Farben.
Beim Abendessen gebe ich meine letzten Lira aus, kann mich fast nicht entscheiden, wo ich mich setzen soll, so viele gemütliche Plätze, abseits vom Rummel am Fischerhafen finde ich ein nettes Restaurant, mehr Kellner als Gäste, aber noble Küche, konnte eine Runde durch die Küche drehen und alle Fische und Vorspeisen anschauen. mmmmh, echt lecker wars.
Nun gehts endgültig wieder nach Griechenland.
Mit dem Dolmus fuhren wir vom Strand zu der Tempelanlage von Didyma. Der am nördlichen Stadtrand von Didim gelegene Apollontempel ist in seinen Grundmauern gut erhalten, leider stehen nur noch wenige der ca. 20 Meter hohe Säulen, es waren einst 72 Stück. Mitten im Tempel von Apollon, dem Gott des Lichtes und der Weissagung sprudelte eine Orakelquelle. Dieser drittgrösste aller antiker Tempelbauten war ein berühmter Pilgerort.
Ich bestaunte die vielen Ornamente und die kunstvoll gemeisselten Medusenköpfe und geflügelten Drachen. Steinmetzkunst überall, am Tempel wurde 600 Jahre gebaut und er wurde nie fertig. Ich war beeindruckt von dieser grösse und der Archtiektur dieses Bauwerks das rundum mit Stufen zugänglich ist.
Ich hatte natürlich auch einige Fragen an das Orakel, es wird doch wohl immer noch weissagen, obwohl die Quelle 700 vor Chr, versiegt ist? Die Antworten behalte ich für mich.
In Bodrum kommt Andreas für ein paar Tage an Bord und wir segeln gemeinsam nordwärts. Es gibt neues zu entdecken, da auch ich diese Küste nicht kenne. Wir hatten meistens tollen Wind zum Segeln, so auch am zweiten Segeltag als wir die Bucht von Bodrum verliessen und bis Yalikava gesegelt sind. Dort hat der rote Vollmond übers Meer geleuchtet.
Am nächsten Tag sind wir bis Iassos gesegelt, ein verschlafener Ort, ein paar Fischerboote und Überreste aus hellenischer Zeit, die Halbinsel war schon vor dreitausend Jahren besiedelt. Wir essen leckern Fisch am Hafen, ganz simpel ein Tisch und Stühle auf der Mole und eine Bude die als Küche dient. Uns beiden schmecks, die Fische sind fangfrisch und die Pommes lecker.
Am nächsten Morgen kraxeln wir durch die Ruinen und dann segeln wir weiter im Golf von Güllük. Wir segeln mit der Nachmittagsbrise bis Altikum, das ist das Strandquartier von Didim. Hier bleiben wir vor Anker bis Andreas abreist, der Nordwind stoppt uns, so haben wir Zeit den grössten Apollontempel der Antike zu besuchen. Natürlich auch den Teppichhändler der dort seinen Handel treibt. Das war ein Schauspiel, knallhart hat Andreas den Seidenteppich auf 10 % vom Anfangspreis runtergehandelt. Mehmet hatte schon Tränen in den Augen und seine Geschäft ist nun wohl ruiniert! oder der Teppich war getürkt!
Von Bozburun nach Bodrum gibts einige wunderschöne Ankerplätze und mit Datca und Palamut auch zwei Ortschaften mit Mooringplätzen. Moderater Segelwind und tolles Wetter, Sandstrände und glasklares Wasser, was will man mehr. Auf einer kleinen Insel haben Christine und ich Kaninchen entdeckt, mit Füttern hats nicht geklappt, obwohl sie nicht scheu waren. Wir haben Kapernknospen gepflückt und in Salzlauge und Essig eingelegt, passt doch zu Champagner und .... In Knidos ankerten wir mitten in den Ruinen der Griechen und Römer, die Aphrodite ist uns leider nicht begegnet. Die Crew von der Olma hat auch vergeblich Ausschau nach der hübschen Griechin gehalten.
Von Knidos gehts weiter nach Bodrum, vorbei an Kos, Griechenland kommt immer näher.
Wer hat nicht schon von der "Blauen Reise" gehört? In der Türkei wird auf den hölzigen Seglern luxeriöse Ferien gemacht, von einer Bucht zur nächsten. Seit einigen Jahren buchen aber die Amis und Europäer fast keine Reisen mehr auf den Gülets, der Sultan hat sie vergrault. Doch für die Türken ist Urlaub auf den grossen Schiffen immer noch sehr beliebt.
Vor allem in Bozburun werden diese Schiff gebaut, sie sind circa 20 Meter lang und fast 100 Tonnen schwer und jedes sieht anders aus, ich vermute es gibt keine Pläne beim Bauen, und es dauert meistens ein paar Jahre bis eine Gület fertig ist.
Nun wollten wir so ein schönes Schiff mal von innen sehen. Am Pier in Bozburn haben wir gefragt und Serhat hat uns auf sein Schiff eingeladen. Er war der Besitzer und hat uns das ganze Schiff gezeigt. Die hölzernen Kajüten und den Salon. Nicht alles ganz so edel, viel Holz wie auf einer Alphütte!!
Auf die Frage: Wieso die Gülets die Segel nie setzen, sagt Serhat, die Schiffe sind zu schwer, da kommt man nie ans Ziel. Also immer den Motor mit seinen 400 PS an und möglichst bei ruhiger See zum nächsten Ankerplatz.
Mit Stolz erzählt uns Serhat vom Bau seiner neuen Gület 24 Meter lang die bald fertig wird. Hoffen wir, er hat viele Gäste, die diese Investition tragbar macht, denn Gülets gibts hier eine neben der andern, kein Platz mehr am Betonpier. Toll, das wir so ein türkisches Kreuzfahrtschiff besichtigen durften und uns mit dem Bootsmann und dem Kapitän unterhalten konnten. Die Aussicht über den Bug ist einmalig, bei der Hitze erinnert sie nicht an Titanic.
Bevor wir unser Zuhause verlassen können, müssen wir noch einiges klären. z.B. welche Versicherung....